: Angst und Schrecken bei den Goldhändlern
■ Panikverkäufe treiben Goldpreis an der New Yorker Goldbörse auf ein Rekordtief
New York/Bern (dpa/rtr) – Eine Ankündigung aus der Schweiz versetzte am Freitag die Goldhändler an der New Yorker Warenterminbörse Comex in Angst und Schrecken. Die angesehene US-Wirtschaftszeitung Investor's Business Daily sprach von „fast panikartigen Goldverkäufen“. Der Goldpreis sank an der Börse um fünf Prozent auf den niedrigsten Stand seit zwölfeinhalb Jahren. Die Feinunze Gold wurde zum Schluß für 309 Dollar gehandelt. Ausgelöst wurden die Verkäufe von einer Expertengruppe der Schweizer Nationalbank und dem Finanzministerium in Bern. Sie hatte empfohlen, 1.400 Tonnen oder mehr als die Hälfte der bei 2.600 Tonnen liegenden offiziellen Goldreserven der Schweiz zu verkaufen. Die 1.400 Tonnen Währungsgold hätten einen Wert von rund 13,9 Milliarden Dollar.
„Die Ausichten, daß eine finanziell so konservative Bastion wie die Schweiz einen solch gigantischen Verkauf auch nur in Erwägung zieht, hat die Goldhändler entnervt“, schreibt die New York Times. Sie geht davon aus, daß jetzt andere Länder dem Beispiel folgen und den Goldmarkt überschwemmen könnten. Das Börsenmagzin Barron's wies allerdings darauf hin, daß es „wahrscheinlich noch Jahre dauern wird“, ehe die Schweiz ihr Gold verkauft.
Seit Anfang 1996 ist beim Goldpreis ein Abwärtstrend zu verzeichnen. Um 26 Prozent ist der Preis für die Feinunze seitdem gefallen. Noch 1980 kostete die Unze auf dem Höhepunkt einer weltweiten Inflationswelle mehr als 800 Dollar. Die Preisstabilisierung und der seitherige Höhenflug der Aktienkurse trieb jedoch den Goldpreis nach unten. Hinzu kamen relativ bescheidene Goldverkäufe einiger Notenbanken.
Die meisten Länder bewerten ihr Währungsgold nur mit einem Bruchteil der derzeitigen Marktpreise und können deshalb beim Goldverkauf riesige Gewinne machen. Die USA, Deutschland, Frankreich, Italien und die Schweiz halten allein 18.000 Tonnen Währungsgold. Sollte nur ein bescheidener Teil der globalen Goldreserven zum Verkauf kommen, könnte der Goldpreis unter Dauerdruck bleiben, glauben US- Edelmetallexperten.
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