: Grass: Autoren sollen sich äußern
■ Der Schriftsteller bekräftigt seine Kritik an der deutschen Asyl- und Türkeipolitik. Bubis gegen den Vergleich von Grass mit der NS-Zeit
Madrid/Markneukirchen (dpa/taz) Der Schriftsteller Günter Grass hat seine Vorwürfe gegen die deutsche Asyl- und Türkei-Politik bekräftigt und den Kritikern seiner Rede in der Frankfurter Paulskirche einen „Mangel an Niveau“ vorgehalten. In einem Interview mit der spanischen Zeitung El Pais rief er die jüngeren deutschen Autoren dazu auf, sich häufiger zu politischen Fragen zu äußern. „Ich wünschte mir, daß einige von den jungen Schriftstellern und Intellektuellen von Zeit zu Zeit aus ihren Arbeitsstuben herauskämen und den Mund aufmachten.“ In der Zeit von Heinrich Böll hätten sich mehr linke Autoren öffentlich geäußert. Den Kritikern seiner Rede in der Paulskirche habe er wenig zu antworten, weil diese einen Mangel an Niveau bewiesen hätten. „Ich wünschte mir auch bessere Gegner“, sagte Grass.
CDU-Generalsekretär Peter Hintze seinerseits hat Grass erneut scharf angegriffen. Grass habe wider besseres Wissen eine „völlig verzerrte Darstellung“ abgegeben, sagte Hintze auf dem Landesparteitag der sächsischen CDU. Deutschland nehme mehr Flüchtlinge und Asylsuchende auf als alle anderen Länder Europas zusammen. Es dürfe aber nicht zugelassen werden, daß die Probleme anderer Länder in Deutschland gewalttätig ausgetragen werden. Auch ein Schriftsteller bewege sich nicht im kritikfreien Raum.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Ignatz Bubis, wertete die Kritik von Grass als „überzogen“, teilweise aber auch berechtigt. Kritik übte Bubis jedoch an den von Grass gezogenen Vergleichen zur NS-Zeit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen