: „Ein Raum wird wahr“
■ „Writers' Room“in Bahrenfeld hat noch Platz für Schreiberlinge
Ein Schriftsteller braucht einen Platz, an dem er schreiben kann. In Hamburg finden AutorInnen Zuflucht an einem europaweit wohl einzigartigen Ort: „Writers' Room“heißt die komfortable Lösung für die heimatlose Dichterin. Für 50 Mark im Monat kann dort jeder einen hellen, modernen Arbeitsplatz mit Computer und Internet-Zugang mieten, in einem ruhigen Dachgeschoß in Bahrenfeld. „Im Moment haben wir sogar noch Plätze frei“, sagt Geschäftsführerin Friederike Moldenhauer.
Die Vorteile des Writers' Room liegen auf der Hand: „Einige Autoren klagen über Isolation am eigenen Arbeitsplatz“, schildert Moldenhauer. „Bei uns gibt es die Möglichkeit, sich auszutauschen.“Und das ist vielen Schreiberlingen wichtig. Derzeit hat das Schreibzimmer mit seinen acht Arbeitsplätzen 17 Mieter. Weil die meisten abends oder wochenends kommen, ist am Tage wenig los. In der Regel haben die Haus-Autoren einen Brotberuf und schreiben in ihrer Freizeit. Unter ihnen sind Journalisten, Übersetzer, Lehrer – ihr Alter liegt zwischen Anfang 20 und Anfang 50. Feste Voraussetzungen für Bewerber gibt es nicht. „Eigener Anspruch der Bewerber sollte es sein, professionell zu schreiben“, sagt Moldenhauer. Doch das könne man ja nicht überprüfen.
Den Writers' Room gibt es bereits seit 1995. Damals war er noch dem Literaturzentrum angegliedert, seit diesem Sommer firmiert er als ein gemeinnütziger Verein. „Das gibt uns mehr Freiheit und verringert die Bürokratie erheblich“, erklärt Moldenhauer, die auch zugleich die einzige feste Angestellte ist. Ihr Gehalt und die Miete für das Dachgeschoß bezahlt die Kulturbehörde; die Einnahmen aus den Mietverträgen decken die laufenden Kosten. Diese Möglichkeit ist für so manche Autorin und manchen Schreiber eine gute Starthilfe – für Moldenhauer ist es mehr: „Ein Raum wird wahr“, lautet ihr Credo. Fatina Keilani
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen