Kommentar: In Versuchung geführt
■ Sparkasse als Versicherungsvertrieb
Service ist gut. Aber bisweilen geht der Dienst am Kunden zu weit. Nämlich dann, wenn Menschen am Bankschalter mal eben eine Versicherungspolice „empfohlen“wird, mit der sich Habenichtse über Jahrzehnte feste Monatsbeiträge ans Bein binden.
Natürlich ist das „Geschäft“„Augenzudrücken beim überzogenen Konto gegen Unterschrift auf der Versicherungspolice“nicht die Regel in Bremens Sparkassenfilialen. Aber die Verantwortlichen sollten den Antrieb der Angestellten nicht unterschätzen, die Beratung ihrer meist in Gelddingen nicht eben gewieften Kunden in Richtung einer Lebensversicherung zu lenken. Schließlich kassieren sie für jeden Abschluß Provision, wer kann dazu schon nein sagen. Und die Leute kommen noch dazu freiwillig an den Bankschalter, während die Vertreter der zahllosen Strukturvertriebe erst mühsam Kontakt zu ihren Kunden aufnehmen müssen. Hier liegt der große Wettbewerbsvorteil, mit dem Banken und Sparkassen das Rennen auf dem Versicherungsmarkt machen.
Aber gerade eine Organisation wie die Sparkasse sollte beim „Allfinanz-Geschäft“besonders sorgfältig vorgehen. Denn sie leben vom Vertrauen ihrer Kunden. Wenn die jetzt merken, daß die freundlichen Berater genauso den Provsionen nachjagen wie die Vertreter-Haie draußen, setzen die öffentlich-rechtlichen Geldhäuser ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel. Joachim Fahrun
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