■ Börsen-Crash: Die USA verteidigt ihre wirtschaftliche Dominanz: And the winner is...
Nach den Kursstürzen der letzten Tage haben sich die Börsen wieder etwas erholt. Wie immer begann der Crash schon lange vor dem Absacken des Index, als Anleger weltweit wie wild Aktien kauften und die Kurse in die Höhe schnellten. Zu jedem Crash gehört ein vorhergehender Boom, bei dem die Kurse stärker steigen als die Unternehmensgewinne. Und zu jedem Börsenzyklus gehören Gewinner und Verlierer. All die Anleger, die in den letzten Monaten vor dem Kursgewitter Aktien gekauft haben, reiben sich nun die Augen: 30 Prozent Jahresrendite hatten sie sich ausgemalt und nun erst einmal zehn Prozent Verlust eingefahren – plus die Gebühren für den Aktienkauf.
Womit wir schon bei den erste Gewinnern wären: Börsenmakler und Banken profitieren vom Boom und vom Crash, weil ihre Gebühren vom Aktienumsatz abhängen. Aber die Banken und Versicherungen sind auch noch auf einer zweiten Schiene dick dabei. In den letzten Jahren haben sie stets Aktienbeteiligungen verkauft, wenn die Kurse auf dem Gipfel standen. So hat die Deutsche Bank in diesem Jahr ihre Anteile an Karstadt, Quelle und der Bayerischen Vereinsbank ganz oder teilweise verkauft und sich so einen zusätzlichen goldenen Streifen in ihrer Rekordbilanz gegönnt. Nach all dem Gerede von der Globalisierung hat die Börsenkrise aber auch wieder einmal gezeigt, wer nach wie vor der Chef ist im Ring der globalen Finanz- und Wirtschaftsmärkte: die USA. Alle blickten gebannt auf die New Yorker Wall Street, gemäß der alten Regel: „Wenn New York niest, kriegt der Rest der Welt Schnupfen.“ Mit dem Effekt, daß sich die Anleger kurzfristig in die Anleihen der US- Regierung flüchteten. Der US-Dollar wieder einmal als der Anker der Weltfinanz.
Nebenbei wurde eine etwas zu selbstbewußte Konkurrenzregion auf Normalmaß zurechtgestutzt. Die Staaten Asiens hatten sich mit Fleiß und mit Hilfe vieler Kredite – aufgenommen in US-Dollar – ein Wirtschaftswunder geschaffen. Als nun der Dollar mit dem Wirtschaftsboom in den USA stieg und stieg, tappten die Tigerstaaten in die Schuldenfalle, weil ihre Kreditkosten am Ende in Dollar abgerechnet werden. Und China fürchtet, daß die Währung seiner Neuerwerbung Hongkong ebenfalls dem US-Dollar nicht mehr folgen kann. Damit ist die Konkurrenz wieder einmal in Schach gehalten. So viele Fliegen hat die USA schon lange nicht mehr mit einer Klappe geschlagen. Reiner Metzger
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