: Kein Platz mehr für Wurstpellen aus Plastik
■ Hoechst AG trennt sich von Kalle Nalo. Der Kunstdarmhersteller paßt nicht ins Konzept
Die Hoechst AG will mit Kunstdärmen nichts mehr zu tun haben. Das Unternehmen teilte gestern mit, daß die hundertprozentige Beteiligung an der Kalle Nalo GmbH an institutionelle Kapitalanleger verkauft werde, die von CVC Capital Partners betreut werden. Die Kalle Nalo GmbH mit Sitz in Wiesbaden ist der weltweit führende Produzent von industriell hergestellten Wursthüllen auf Kunststoffbasis. In Deutschland und Europa ist Kalle Nalo der Marktführer.
Neben dem Hauptgeschäft mit Wursthüllen stellt das Unternehmen auch Schwammtücher her. Im Stammwerk sind 750 MitarbeiterInnen beschäftigt. Mit dem Verkauf von Kalle Nalo hat sich die Hoechst AG von einer Produktlinie getrennt, die nicht mehr in das Konzept der neuen Management Holding Hoechst AG paßt. Die Hoechst-Gruppe, so das Credo des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Dormann, müsse sich künftig auf die Bereiche Gesundheit, Landwirtschaft und industrielle Chemie konzentrieren. Kein Platz mehr für die Wurstpellenproduktion. Da nutzte es auch nichts, daß die Geschäftsleitung von Kalle Nalo noch schnell stolz mitteilte, daß das Unternehmen über ein „breites Sortiment von Kunstdärmen in vielfältigen Konfektionierformen und Druckvarianten für ein umfangreiches Wurstsortiment“ verfüge.
Die neuen Besitzer von Kalle Nalo sind unbekannte Anleger, die ihr Geld der Firma CVC Capital Partners zum Zwecke der Kapitalvermehrung zur Verfügung gestellt haben. Innerhalb der letzen achtzehn Monate habe CVC rund fünf Milliarden Mark in neue Firmenkäufe investiert und Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von mehr als sechs Milliarden Mark durchgeführt, gab Hoechst bekannt. Steve Koltes, Managing Director von CVC, erklärte, daß das Management von Kalle Nalo übernommen werde. Zu möglichen Auswirkungen der Transaktion auf die übrige Belegschaft wollte CVC gestern keine Stellungnahme abgeben. kpk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen