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AnalyseVergessene Kriege

■ Ostafrika findet nicht zum Frieden

Während der jüngsten spektakulären Umwälzungen in Zentralafrika sind die Krisen im Osten des Kontinents in Vergessenheit geraten. Das zwischen Warlords geteilte Somalia, seit fast sechs Jahren ohne Regierung, erregt genausowenig internationale Aufmerksamkeit wie Sudan, wo der mittlerweile längste und mörderischste Bürgerkrieg Afrikas tobt. Aber langsam wird deutlich, daß auch hier geopolitische Machtverschiebungen im Gange sind, die auf eine Neuordnung der gesamten Region vom Nil zum Indischen Ozean hinarbeiten. Daß jetzt in Nairobi zum ersten Mal seit drei Jahren Friedensverhandlungen zwischen Sudans Militärregierung und den südsudanesischen SPLA-Rebellen stattfinden sollen, ist dafür ebenso ein Indiz wie der angeblich rein zufällig gleichzeitige Aufenthalt der beiden wichtigsten somalischen Kriegsherren, Ali Mahdi und Hussein Aidid, zu diplomatischen Gesprächen in Kairo.

Denn die grenzüberschreitenden Allianzen, die von Uganda über Ruanda nach Kongo und Angola bereits einen Teil Afrikas verändert haben, gibt es auch in Ostafrika. Auf der einen Seite – mit französischem Wohlwollen und Unterstützung aus Libyen und Iran im Hintergrund – steht das islamistische Militärregime im Sudan, verbündet mit somalischen Gruppen um Aidid sowie diversen Rebellengruppierungen in Äthiopien und Uganda. Auf der anderen Seite steht die bewaffnete sudanesische Opposition, gestützt von den Regierungen in Eritrea, Äthiopien und Uganda, die ihrerseits militärisch und diplomatisch mit den USA liiert sind. In den Augen mancher Eiferer spielt sich entlang dieser Konfrontation von den Sümpfen des Südsudan bis zu den Sandwüsten Somalias und den Teeplantagen Westugandas der große Kampf zwischen Islam und Christentum in Afrika ab.

Noch ist es zu früh, um hier ähnlich wie in Zentralafrika die Konturen einer neuen Ordnung zu erahnen. Zur Zeit ist keiner der ostafrikanischen Bürgerkriege gewinnbar. Die Perspektivlosigkeit der Verhältnisse zeigt sich an den anstehenden Sudan-Verhandlungen: Das Recht auf Selbstbestimmung für den schwarzafrikanischen Süden soll wieder einmal diskutiert werden. Nicht nur scheiterten daran schon die letzten Gespräche 1994, sondern sowohl Regierung wie auch Rebellen erkennen auf dem Papier dieses Recht längst an. Im Sudan, ähnlich wie in Somalia, geht es allein um die Machtfrage im Land. Jede Seite will erst den Gegner vernichten und danach die politische Neuordnung einleiten. In der Zwischenzeit dient der Krieg als Einnahmequelle.

Diplomatie nützt da lediglich der Offenlegung der ansonsten im Buschkrieg versteckten Allianzen und der politischen Absicherung, während in der Realität die nächste Schlacht vorbereitet wird. Der Zeitpunkt der neuen Gespräche spricht Bände. Er liegt genau am Übergang von Regenzeit zur trockenen Saison, in der neue Militäroffensiven möglich werden. Nicht zufällig hat Sudans Regime gerade wieder eine neue Zwangsrekrutierungskampagne eingeleitet, während die SPLA-Guerilla neue Vormärsche ankündigt. Ostafrikas Befriedung liegt noch in weiter Ferne. Dominic Johnson

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