■ Mit dem Handel im Internet auf du und du: Weihnachten online
Berlin (taz) – Der Weihnachtsmann kommt dieses Jahr auch übers Internet. Vom 3. November an bietet Microsoft gemeinsam mit dem Paketdienst United Parcel Service ein elektronisches Warenhaus an. Ganz ohne Einkaufsstreß und von launigen Sternen und Päckchen animiert, kann dann der Kunde aus einem Angebot von 50 verschiedenen Händlern wählen. E-Christmas soll die kommerziellen Möglichkeiten des Internets erproben. Dabei will sich das Pilotprojekt die Konsumbereitschaft um Weihnachten zunutze machen, sagt UPS-Marketingleiter Ralf Fege.
Weltweit liegt der Umsatz im elektronischen Handel inzwischen bei rund 2,6 Milliarden Mark im Jahr. Und wilde Entwicklungsprognosen lassen manchen Einzelhändler erbeben: 50 Prozent des Einzelhandelsumsatzes würden künftig über Computernetze abgewickelt, orakeln manche.
Harald Jansen, Multimediaexperte vom Eurohandelsinstitut (EHI), hält dem entgegen: „Online-Shopping ist nichts anderes als eine elektronische Erweiterung des Versandhandels, und der macht gegenwärtig 5,8 Prozent des Einzelhandelsvolumen in Deutschland aus.“ Für bestimmte Märkte sei das Internet allerdings ein sehr spannendes Thema. Überzeugende Vorteile bieten Online-Angebote vor allem bei Büchern und Musik. „Jeder Titel ist ganz schnell zu finden – wenn man als Musikfan einmal damit angefangen hat, hört man nicht wieder auf“, so Jansen. Das schlägt bei den Umsätzen dieser Anbieter auch schon kräftig zu Buche. Der Experte des privaten Wirtschaftsinstituts errechnete für Deutschland 500 Millionen Mark Einzelhandelsumsatz über Vertriebswege wie Internet und CD-Rom.
Olaf Roik vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) sieht auch gerade für die Kleinen „mittelfristig Chancen darin, sich auf virtuellen Marktplätzen mit regionaler Struktur“ zusammenzuschließen. „Die Betreuung des Internetangebots könnte dafür an ein ausgelagertes Büro gehen.“ Wie gestern bekannt wurde, will die Bundesregierung den elektronischen Geschäftsverkehr jetzt mit 25 Millionen Mark für Modellprojekte fördern.
Entscheidendes Kriterium für die weitere Entwicklung des Online-Shopping-Marktes bleibt die Ausstattung der Haushalte mit multimediageeigneten Computern. 1996 nutzten etwa zehn Prozent der deutschen Haushalte Online-Dienste, im Jahr 2000 werden es voraussichtlich 25 Prozent sein. Wolf Unterberger
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