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Gemüse nasenlos

Halloween ist vorbei, und in Hamburg hat's wieder mal niemand gemerkt  ■ Von Ralf Streck und Judith Weber

Der Hanseatische Kürbis ist blind, stumm und nasenlos. Aber er lebt, und zwar dank der Ignoranz vieler HamburgerInnen. Die haben die Gelegenheit des Jahres verstreichen lassen, mit dem Küchenmesser Fratzen in Gemüse zu schnitzen: Gestern war Halloween, das keltische Fest zum Winteranfang. Und niemand hat's gemerkt! Keine Kürbis-Hamsterkäufe. Kein oranges Gemüse im Schnellkochtopf, weich wie Engerling. Lichterketten statt Kürbisgrinsen. Öde!

„Kürbis ham' wa nich“, bescheiden pampig Beraterinnen an der Gemüsetheke im Supermarkt: „Da hat noch niemand nach gefragt.“Drei Ecken weiter werden die Köpfe scheibchenweise verkauft, ganz gleich, welche Konsequenzen das hat: In einen ganzen Kürbis schnitzt man ein Gesicht, in eine Scheibe höchstens ein Augenlid. Aber die Käuferin hat nur Marmelade im Sinn, „mit Mandeln, das ist lecker“. Danke, nicht ohne Fratze.

Gut, daß es den Schrecken vom Amazonas gibt. „Mit einer schrecklichen Maske“habe er Halloween gefeiert, erzählt Nick Rona, der Grundschulleiter der Internationalen Schule in Hamburg. „Mit Locken“, ganz wie sein schuppengepanzertes Vorbild aus 50er Jahre-Gruselfilmchen, und umgeben von Kürbissen, die ihre schief geschnitzten Zähne fletschen.

Doch unbeirrt boykottieren die anderen Hamburger KinderbetreuerInnen das keltische Gemüse-Schlachten. „Lieber gehen wir Laterne“, wiegeln sie ab und verweisen darauf, daß manchem der Arm erlahmen könnte angesichts einer Kürbis-Lampe. Was stimmt – aber schön klänge es doch, das Lied von „Sonne, Mond und Kürbis“.

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