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Wenn Fischern Radioaktivität ins Netz geht

■ Die schottische Regierung erläßt ein Fangverbot in der Nordsee: Vor der WAA von Dounreay waren wiederholt atomare Teilchen an Fischen, Muscheln und Krabben festgestellt worden

Dounreay (taz) – Mit sofortiger Wirkung hat das schottische Fischereiministerium den Fischfang in einem Radius von zwei Kilometern um die Wiederaufbereitungsanlage Dounreay verboten. Weder Fisch noch Muscheln dürfen bis auf weiteres in dem Gebiet gefangen und angelandet werden. Der Grund: Immer wieder sind winzige Partikel von Radioaktivität an den Netzen und dem Fang der Fischer festgestellt worden.

Damit gerät die WAA an der schottischen Nordküste erneut in die Schlagzeilen. Im Laufe der zurückliegenden Jahre waren bereits über 100 sogenannter Hotspots in der Umgebung der Atomanlage gefunden worden. Im Juni diesen Jahres wurden Partikel auch erstmals auf dem Meeresboden festgestellt. Zurückzuführen ist die Verschmutzung mit potentiell tödlichen radioaktiven Partikeln auf eine Explosion, die sich im Jahr 1977 in einem Schacht auf dem Gelände der WAA ereignete.

Die schottische Anti-Atom-Gemeinde hat das Fangverbot willkommen geheißen. Doch Dounreay-Direktor Roy Nelson sagte, daß die Maßnahme der Regierung lediglich als „vorbeugend“ einzustufen sei. „Wir werden umfassend mit den zuständigen Behörden kooperieren und alle gewünschten Informationen zur Verfügung stellen“, teilte Nelson nach der Entscheidung mit.

Roy Nelson wies die Vorwürfe der schottlandweiten Anti-Atom- Initiative „Scotland Against Nuclear Dumping“ zurück. Es sei „unwahr“, daß der Atomkomplex das Ausmaß der Verschmutzung zu verschleiern versuche. „Es waren unsere Taucher, die die Partikel auf dem Meeresgrund entdeckten, seither haben wir die Behörden, unsere Angestellten wie auch die Öffentlichkeit über jede Entwicklung informiert“, sagte Nelson.

Bertie Black, Vertreter der Atomfreien Bezirksverwaltungen Schottlands, begrüßte das Fangverbot ausdrücklich. Immerhin haben die in dem Bündnis zusammengeschlossenen Kommunen „seit Jahren vor genau dieser Entwicklung gewarnt“. Und: „Ich fürchte, das kann in Zukunft nur noch schlimmer werden.“

Für die Fischer, deren Broterwerb auf dem Spiel steht, sieht die Sache freilich anders aus. Jim Curry, Geschäftsführer der Scrabster Fish Selling Company, fordert Schadensersatzzahlungen von der Regierung. Vor Dounreay arbeiten vor allem Muschel- und Hummerfischer. „Diese Maßnahme entzieht ihnen die Lebensgrundlage“, sagte Curry. So gravierend findet Jim Curry die Atompartikelchen am Fang nicht. „Ich esse den Fang aus dem betroffenen Gebiet seit 30 Jahren und werde ihn auch weiterhin essen.“ Hans-Jürgen Marter

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