: Wenn der Vater mit dem Sohne...
■ Privatisierung der Stadthalle Bremerhaven: Magistrat will Ex-Geschäftsführer Krams Betrieb nicht geben / Geschäfte mit Filius?
Die Privatisierung der Stadthalle Bremerhaven scheint eine unendliche Geschichte zu werden, solange alles um den Namen „Krams“kreist. Hans-Jürgen Krams ist der frühere Geschäftsführer. Und der hat, wie es scheint, vor seinem Ausscheiden seinem Sohn exklusive Rechte für Geschäfte mit der Stadthalle übertragen.
Krams senior wollte schon 1994 den Stadthallenbetrieb in Eigenregie übernehmen, der Stadtkämmerer versprach damals vier Millionen Mark jährlicher Kostenersparnis. Das ist lange her, und die Stadt, die 30 Millionen Mark in die Modernisierung gesteckt hat, wäre heute mit sehr viel geringeren Ersparnissummen zufrieden.
Doch die Schar der Interessenten für die Halle nimmt ab: Inzwischen wird auch nicht mehr der Name der lokalen Zeitungsgruppe Ditzen-Blanke genannt, auch nicht mehr der der Bremer Becks-Brauerei. Ein Name ist aber immer noch dabei: Krams. Die betuchte Bremerhavener Dieckel-Vermögensverwaltung würde heute das nötige Kapital im Hintergrund darstellen.
Mitte Oktober beriet der Magistrat außerhalb des Protokolls wieder einmal das Thema. Da kam erstmals als Konsens heraus: Stadthallen-Privatisierung ja – aber bitte nur ohne Krams. Im Mittelpunkt standen nicht grundsätzliche Bedenken, weil es merkwürdig scheinen könnte, daß der Geschäftsführer, der den Stadthallen-Betrieb mit jährlichen 2,5 Millionen Mark Defizit organisierte, nun plötzlich kostendeckend oder gar gewinnbringend arbeiten soll. Auch das Scorpions-Konzert, bei dem das Organisationstalent Krams 400.000 Mark Miese zu Lasten der Staatskasse erwirtschaftet hatte, hatte die Stadtväter nicht ins Grübeln kommen lassen. Nein, Anlaß für die jüngste Beratung waren neue Pikanterien.
Und das kam so: Noch am 26.11.1996, kurz vor Ende seiner Geschäftsführer-Zeit, hatte Krams sich schriftlich gegen den „diffamierenden Versuch der Arbeitnehmervertreter, mir zu unterstellen, ich betreibe Geschäfte mit Familienangehörigen“, verwahrt und rechtliche Schritte angedroht. „Rufschädigung meiner Person“, sah er darin, denn: „Herr Michael Krams (sein Sohn, d.Red.) ist weder Firmeninhaber noch Repräsentant des Veranstaltungsforums.“
Als jene Firma „Veranstaltungsforum“in diesem Sommer nun eine „Modevision“in der Stadthalle durchführen wollte, teilte die Ortspolizeibehörde mit, daß eine Firma dieses Namens nicht im Handelsregister eingetragen sei. Unter derselben Adresse firmiere allerdings die Firma „Michael Krams und Frank Sauer GbR“– wenn die die „Modevision“beantrage, gebe es keine Probleme. Woraufhin die Krams&Sauer-GbR fax-wendend noch an demselben Tag die „Modevision“beantragte und sich damit als legaler Hintergrund des „Veranstaltungsforums“zu erkennen gab.
Nicht nur das: Als in diesem Sommer die kommunale Tourismus-Fördergesellschaft der (immer noch) kommunalen Stadthalle Bremerhaven anbieten wollte, bei der Messe „Bau&Handwerk“beim Standbau Aufträge zu übernehmen, da mußte die neue Stadthallen-Chefin Rogge-Mönchmeyer bedauernd mitteilen, kurz vor dem Ausscheiden von Krams sen. als Geschäftsführer sei ein „Exklusivvertrag mit einer Firma, an der Herr Krams jun. maßgeblich beteiligt ist“, abgeschlossen worden. Inhalt: Alle Rechte am Standbau. Krams jun. rief am 23.9. bei der Tourismus-Fördergesellschaft an und fragte, ob die Firma an Krams jun. Standbaumaterial vermieten könnte – für einen Stadthallenauftrag.
Wobei zu allem Überfluß die Adresse der Krams&Sauer-GbR mit „Wilhelm-Kaisen-Platz 1“dieselbe ist wie die der Stadthalle Bremerhaven, was den Eindruck erweckt, als habe der Vater hier dem Sohn Geschäftsräume vermietet.
Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft in der Sache, und die Bereitschaft des Magistrats, den Stadthallenbetrieb an ein Gebilde zu vergeben, bei dem der Name Krams auftaucht, ist auf etwa null abgesackt. K.W.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen