Kommentar: Reform von oben
■ Vier Staatsräte präsentieren McKinsey
Vier erfahrene Staatsräte stellten sich gestern vor die Presse und erklärten, wie die Unternehmensberater von McKinsey die von ihnen verantworteten Arbeitsstrukturen finden. Das hörte sich systembedingt etwas bürokratisch an. Denn wie man Arbeitsergebnisse professionell präsentiert, das haben die Unternehmensberater noch nicht erklärt.
Aber einige englische Wortfetzen waren schon dabei, das verspricht „neuen Schub“für die Verwaltung. Es bedurfte der McKinsey-Leute, um festzustellen, daß Bremens Verwaltung allein beim warmen Wasser sechsstellige Summen sparen könnte. „Etwas Betriebsblindheit“sei schon da, räumte Bremens Finanz-Staatsrat ein. „Systembedingt“fehle aber heute noch der Haushaltstitel, um sinnvolle Dinge zu kaufen wie Perlatoren, die den Wasserdruck senken.
Die Bremensie der Splittung von Wirtschafts- und Häfenressort, zum Beispiel, ist ein teurer Unsinn. Daß McKinsey das schwarz auf weiß niedergelegt hat, war eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die Verwaltungsspitzen zierten sich auch gestern noch, dazu ein klares Wort zu sagen. Die Frage, wer für die Zustände, die jetzt verändert werden sollen, die Verantwortung trägt, wird systembedingt nicht gestellt. Die Unternehmensberater saßen bei der Vorstellung: „Ein Behördenapparat reformiert sich von oben selber“in der Ecke und hörten zu, ohne eine Miene zu verziehen. Klaus Wolschner
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