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Obdachlose sollen verschwinden

■ Stadtamt will Wall-Tunnel an der Bischofsnadel räumen

Die Obdachlosen, die seit einigen Tagen im Wall-Tunnel an der Bischofs-Nadel campieren, sollen verschwinden. Die Polizei will den Tunnel räumen, wenn die Berber nicht freiwillig gehen. „Ich weiß doch gar nicht wohin“, sagt Helmut Molitor, der in einem Zelt im Tunnel lebt. „Der Tunnel ist doch meine Wohnung.“Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat gegen die Räumung protestiert. „Der Aufenthalt im öffentlichen Raum muß obdachlosen Menschen zu jeder Tages- und Nachtzeit gestattet sein“, sagte Geschäftsführer Jürgen Wäcken. Daß die Menschen die Übernachtungsmöglichkeiten der Stadt nicht nutzen wollen, müsse man respektieren.

Wer sich über die Berber beschwert hat, ist nicht bekannt. Eine Juwelierin möchte ihren Kunden den Anblick der Obdachlosen nicht zumuten. „Schreiben Sie aber nicht, daß wir sie weg haben wollen, sonst sind sie böse auf uns.“Die Mitarbeiterinnen einer Boutique sind von ihren Nachbarn zwar nicht begeistert, sie fühlen sich aber auch nicht gestört.

Gestern sei der christlich engagierte Bürgermeister Henning Scherf (SPD) vorbeigekommen, berichtet Molitor. „Da habe ich ihn gefragt, ob er eine soziale Mark hätte. Scherf hat nur gesagt, Du versäufst sowieso alles, ist doch rausgeschmissenes Geld“. orc

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