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Eine Wette gegen den Tod Machen Sie mit!

■ Medico und taz wollen bis zum 28. November 150.000 Mark für die Minenräumung in Angola zusammenbekommen. Bonn will 100 Millionen für neue Minen ausgeben

Berlin (taz) – Wer eine Wette verliert, muß zahlen. Auf diesen Ehrenkodex vertrauen Medico international und die taz. Herausgefordert ist die Bundesregierung. Wir wetten, daß bis zum Ende der Haushaltsberatungen in Bonn 150.000 Mark an privaten Spenden für einen Minenräumfonds zusammenkommen, der von humanitären Organisationen verwaltet werden soll. Die Bundesregierung soll dagegenhalten, und zwar mit 99,1 Millionen Mark. So viel Geld ist nämlich für Forschung, Entwicklung und Beschaffung von Minentechnik im Verteidigungsetat 1998 vorgesehen. Wenn wir gewinnen, soll dieses Geld ebenfalls in den Minenräumfonds fließen. Zwar hat die Bundesregierung noch nicht eingeschlagen. Aber wir vertrauen darauf, daß sie sich wie ein fairer Gegner verhält und nicht die Demütigung auf sich nimmt, sich einer symbolischen Herausforderung verweigert zu haben.

„Das Geld muß umgewidmet werden“, fordert Thomas Gebauer von Medico, Mitbegründer der Internationalen Kampagne für das Verbot der Landminen, die den diesjährigen Friedensnobelpreis bekommen hat. Es sei ein Skandal, daß im Budget des Auswärtigen Amtes nur 13 Millionen Mark für zivile Minenräumung vorgesehen sind, während die Rüstungsindustrie für die Produktion dieser Waffen nach wie vor ein Vielfaches kassiert. Jährlich werden 26.000 Menschen weltweit durch Minen getötet oder verletzt. Mehr als 100 Millionen Antipersonenminen sind auf Feldern und Straßen, in Gärten und unter Ruinen vergraben. Fast 70 Länder sind verseucht.

Friedens- und Dritte-Welt-Gruppen, Künstler, Kirchenleute und Professoren unterstützen die Kampagne „Räumt die Minen“ ebenfalls. In 30 Städten sind bereits Aktionen geplant. Vor der Berliner Gedächtniskirche veranstaltet Medico heute eine Todeslotterie. Auf einem Glücksrad, wie es in Angola zur Aufklärung der Bevölkerung verwendet wird, sind abwechselnd Früchte und Minen abgebildet. Wer zahlt, darf drehen. Bleibt die Zunge auf einer Mine stehen, scheidet die Person aus. Das „angolanische Roulette“ soll nicht nur dazu dienen, Geld für die Kampagne einzuspielen. Die Veranstalter hoffen auch, den Passanten durch die irritierende Erfahrung eines Spiels mit Waffen deutlich zu machen, welcher Gefahr Hunderttausende von Menschen tagtäglich ausgesetzt sind. Die Wette gilt!

Annette Jensen Tagesthema Seite 3

Spendenkonto: 1800 bei der Frankfurter Sparkasse, BLZ 500 50 201, Medico, Stichwort Minenräumung

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