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Präsentieren und Repräsentieren

■ Der „Hamburger Theaterführer“stellt 49 feste Häuser vor

Daß Theater präsentieren und zwar Kunst, weiß jeder – schließlich tun sie das in aller Öffentlichkeit. Daß Theater genauso repräsentieren und zwar sich selbst, machen sich weniger Menschen bewußt – obgleich die Selbstpräsentation ebenso auf Öffentlichkeit zielt und, glaubt man dem Zentrum für Theaterforschung der Universität Hamburg, für die Theater in der Freizeitgesellschaft bald wichtiger als die Kunst ist.

Corporate Identity und die Frage, wie kulturelle Einrichtungen es schaffen, „sich durch ihr Verhalten, ihre Kommunikation und ihr äußeres Erscheinungsbild als unverwechselbare ,Persönlichkeit' zu präsentieren“, war Ausgangspunkt für ein Seminar unter der Leitung Dr. Barbara Müller-Wesemanns. Ursprünglich auf ein Semester angelegt, in dem StudentInnen über Fragebögen das Selbstverständnis Hamburger Bühnen erschließen sollten, wurde die Lehrveranstaltung im Sommersemester 1997 fortgeführt und zur Schreibwerkstatt erweitert. Das Ergebnis von Forschung und Praxis liegt nun in Buchform vor: der Hamburger Theaterführer.

Eine „Bestandsaufnahme“will das 144seitige, reich bebilderte Werk sein, das alle Hamburger Theater mit festem Haus und regelmäßigem Spielplan – 49 an der Zahl – vorstellt. Bei den einzelnen, schlicht alphabetisch geordneten Beiträgen steht weder die aktuelle Spielzeit noch die Geschichte des Hauses im Vordergrund, sondern die ausgemachte „unverwechselbare Identität“des Hauses. Dabei, so betonen die AutorInnen, wollten sie nicht PR-Arbeit leisten, sondern ihren subjektiven Blick bewahren.

Leider ist ersteres nicht immer gelungen und zweiteres manchmal zu sehr. So flüchten sich die ungeübten Schreiber oft in freundliche Worthülsen, vergessen aber gleichzeitig, ein Minimum von Basisinformation zu liefern: Platzzahl, Etat, Subventionshöhe, Alter der Bühnen und Namen der Intendanten werden nur sporadisch genannt. Vom Schauspielhaus zu behaupten, schon seine Lage mache l'art pour l'art unmöglich, ist leider falsch; Peter May vom teater imago „Peter Soundso“zu nennen, pure Ignoranz. Wer keine Ahnung von der Hamburger Theaterszene hat, mag hier einen Eindruck gewinnen, als Nachschlagewerk ist der Theaterführer kaum zu gebrauchen.

Christiane Küh l

„Hamburger Theaterführer“, hg. v. Barbara Müller-Wesemann, edition fliehkraft, 29.80 Mark

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