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Wie Hollywood den Krieg gewann

■ Mobilmachung gegen Hitler: Kino 46 zeigt eine Filmreihe mit Anti-Nazi-Propaganda

Von Propagandafilmen aus Hollywood zu sprechen, ist ungewöhnlich. Es gehörte ja auch immer zur „Propaganda“der Traumfabrik, lediglich großes Kino, nicht aber „ideologische Statements“zu produzieren. Und dennoch gab es Phasen der Hollywood-Historie, in denen die politische Meinungslenkung sogar offenkundig erwünscht war. So zum Beispiel ab 1941, als sich nach dem Kriegseintritt der USA auch die großen Filmstudios einer Art antifaschistischer Mobilmachung zuwandten.

In welcher Weise Regisseure wie John Huston, Charles Chaplin oder Walt Disney gegenüber dem Nationalsozialismus auftraten, wird nun in einer eigenen Reihe des Kino 46 dokumentiert. Immerhin bemüht sich das Kommunalkino Bremen in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Politische Bildung schon seit einigen Jahren um das Schwerpunktthema Film und Propaganda zur NS-Zeit.

In seinem Eingangsvortrag wird Karl-Heinz Schmid, Mitarbeiter im Kino 46, heute abend die Entwicklungen jenseits des Atlantik darstellen. Anhand von Filmbeispielen soll dabei erläutert werden, wie die Hollywood-Klischees dem neuen Feindbild angepasst wurden. Humphrey Bogart kämpfte plötzlich nicht mehr gegen irgendwelche Schurken, sondern gegen die „Nasty Nazies“. Und John Huston brachte statt Western-Romantik dokumentarische Kriegsszenarien auf die Leinwand.

Ob an der „Heimatfront“, in Karikaturen der „häßlichen Deutschen“, in Krimis oder Superhelden-Cartoons, die filmische Kriegsbeteiligung zog sich durch alle Genres. Dementsprechend werden in der Reihe auch sehr verschiedene Werke zu sehen sein: Zunächst so bekannte Filme mit „Der große Diktator“von Charlie Chaplin und „Sein oder Nichtsein“von Ernst Lubitsch, die nicht mehr häufig im Kino gezeigt werden.

Im Programm vorgesehen sind aber auch vergessene oder unbekannte Beiträge wie z.B. „Hitler's Madman“(in Originalfassung) von dem deutschen Emigranten und Ex-Bremer Douglas Sirk. Dieser Spielfilm thematisierte das Attentat auf Heydrich und die anschließende Liquidierung des Dorfes Lidice durch die Nazis.

Noch seltener zu sehen waren bisher die Anti-Nazi-Cartoons aus dem Hause Disney. Auch die Trickfilmfiguren Donald Duck, Popeye oder Bugs Bunny wurden von „Uncle Sam“rekrutiert, nachdem Walt Disney für die US-Regierung bereits militärische Auftragsarbeiten angenommen hatte. Unter diesen Trickfilmen ist „ Fuhrer's Face“sicher der berühmteste, in welchem Donald Duck persönlich gegen seinen Alptraum vom Hakenkreuz antreten mußte. Im großen Finale landet eine Tomate in Adolf Hitlers Gesicht und Donald entfährt der Satz „Oh, it's good to be an American!“. Helene Hecke

12.11., 20.23 Uhr, Hollywood und die Nazis, Vortrag; 13.11., 20.30 Uhr, Der große Diktator; 14. und 15.11., 22.30 Uhr, Sein oder Nichtsein (OF); 16. bis 18.11., 18.30 Uhr, Sein oder Nichtsein (DF); 17.11., 20.30 Uhr, Hitler's Madman; 18.11., 20.30 Uhr, Anti-Nazi-Cartoons

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