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Tony Blair windet sich aus dem ersten Skandal

■ Parteispenden von Formel-1-Boß bringen die britische Labour Party in arge Verlegenheit

Dublin (taz) – Die britische Labour Party will keine Schmuddelpartei sein. Deshalb hat Premierminister Tony Blair entschieden, eine Spende in Höhe von einer Million Pfund an den Formel-1- Boß Bernie Ecclestone zurückzuzahlen. Der Autorennkönig, der bis dahin nur die Parteikasse der Tories aufgefüllt hatte, wechselte im Januar in Erwartung eines Wahlsieges der Labour Party die Pferde.

Nachdem Blair in die Downing Street eingezogen war, gewährte er dem Spender eine Audienz – und änderte danach seine Politik: Die Formel 1 wurde vom allgemeinen Verbot der Tabakwerbung ausgenommen. Zu den Wahlen im Mai war Blair noch mit einem Anti- Korruptions-Programm angetreten und hatte den Tories Bestechung vorgeworfen. Bei denen ging es im Vergleich um kleine Fische, die zudem lediglich Hinterbänkler betrafen.

Blair hat in den vergangenen Tagen vergeblich versucht, die Affäre zu vertuschen. Als die BBC ihr am Wochenende auf die Spur kam, bestritten Labour und Ecclestone zunächst unisono, daß auch nur ein Penny den Besitzer gewechselt habe. Einen Tag später räumte Labour ein, daß man „eine Summe von mehr als 5.000 Pfund“ erhalten habe. Gerüchte, wonach es sich um 1,5 Millionen gehandelt habe, wies ein Parteisprecher aber als „wilde und völlig unzutreffende Spekulationen“ zurück.

Vorgestern rückte man schließlich mit der Wahrheit heraus. Blairs Pressesprecher behauptete jedoch, zwischen der Spende und der Ausnahmeregelung für Tabakwerbung bestehe kein Zusammenhang. Bei dem Treffen zwischen Blair und Ecclestone im vorigen Monat sei „dem Premierminister die Großzügigkeit des Formel-1- Chefs gar nicht in den Sinn gekommen“.

Blair hofft, den angeschlagenen Ruf mit einem Parteispendengesetz aufzupolieren. Künftig sollen Spenden von mehr als 5.000 Pfund meldepflichtig, Gelder aus dem Ausland ganz und gar verboten sein. An eine Parteienfinanzierung aus Steuergeldern ist jedoch nicht gedacht, darin ist sich Blair mit Tory-Chef William Hague einig.

Wo das Geld für Ecclestone herkommen soll, weiß Labour nicht. Die Spende sei längst ausgegeben, sagte ein Parteisprecher, und das Konto ist um 4,5 Millionen Pfund überzogen. Möglicherweise müssen ein paar Angestellte entlassen werden. Die Gewerkschaften, die im vergangenen Jahr 7,7 Millionen beisteuerten, kann man nicht anpumpen. So muß der Kassenwart vielleicht bei der Schriftstellerin Ruth Rendell und dem Geschäftsmann Michael Montague betteln gehen. Beide haben in der Vergangenheit bereits tief für Labour in die Tasche gegriffen. Beide sitzen dank Blair seit vorgestern im House of Lords. Ralf Sotscheck

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