: Thyssen präsentiert glänzende Zahlen
■ Kurz vor der Fusion mit Krupp kann Thyssen-Chef Vogel eine gute Bilanz vorlegen und so seine Chancen als neuer Boß erhöhen
Düsseldorf (AP/rtr) – Thyssen geht in geschäftlicher Höchstform die Firmenehe mit dem Krupp- Konzern ein. Wie das Unternehmen gestern in Düsseldorf mitteilte, hat sich nach vorläufigen Berechnungen im Geschäftsjahr 1996/97 das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mehr als verdoppelt. Im Vorjahr betrug es 610,5 Millionen Mark. Der Umsatz habe die Marke von 40 Milliarden Mark überschritten. Die verbindlichen Bilanzzahlen werden erst nach der Sitzung des Aufsichtsrates am 27. November veröffentlicht. Für das laufende Geschäftsjahr 1997/98 rechnet Thyssen mit einer weiteren Gewinnsteigerung.
Als Gründe für den Aufschwung führte Thyssen die konsequente Trennung von Verlustbringern im Umsatzvolumen von mehr als einer Viertelmilliarde Mark sowie die Konzentration auf wachstums- und ertragsstarke Kerngeschäftsfelder an. In allen Konzernbereichen sei es deswegen zu Ergebnisverbesserungen gekommen. Zusätzlich werde sich der Ertrag aus dem Verkauf der Anteile am Mobilfunkunternehmen E-Plus in Höhe von rund zwei Milliarden Mark im Ergebnis niederschlagen.
Dank der Kapitalerhöhung im September von 1,2 Milliarden Mark steige das Eigenkapital auf mehr als acht Milliarden. „Mit dieser gestärkten Eigenkapitalbasis wird Thyssen seine Expansionsstrategie in den Kerngeschäften fortführen“, meldete das Unternehmen.
Thyssen hat prinzipiell in eine vollständige Fusion mit dem Krupp-Hoesch-Konzern eingewilligt. Verhandlungen über die Einzelheiten sowie den künftigen Chef des Unternehmens – Dieter Vogel von Thyssen oder Gerhard Cromme von Krupp – laufen noch. Beide wollen den Chefsessel besetzen, doch einer kann nur Platz nehmen.
Nach dem Zusammenschluß wird der neue Konzern zum sechstgrößten Unternehmen der Republik werden. Mehr als 60 Milliarden Mark Umsatz erwirtschaften die beiden Ruhr-Konzerne zusammen.
Die BHF-Bank hat ihre Gewinnprognose für Thyssen deutlich erhöht. Analyst Hermann Reith sagte gestern, er rechne nach den neuesten Informationen über die Geschäftslage mit einem Ergebnis je Aktie von 26 Mark. Bisher waren sie mit 20 Mark dabei.
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