piwik no script img

Geschäft mit der Krankheit wirft viel ab

■ Bayer und Schering liegen auf kräftigem Wachstumskurs bei Umsatz und Gewinn. Die gesamte Chemiebranche erwartet für 1997 ein deutliches Plus. Arbeitsplatzabbau in der Branche war im August zum erst

Leverkusen (dpa/rtr/taz) – Die deutsche Chemieindustrie steuert auf ein Rekordjahr zu: Nachdem Anfang der Woche der Verband der Chemischen Industrie bereits ein reales Produktionsplus von sechs Prozent für die gesamte Branche prognostiziert hatte, präsentierten gestern Bayer (Leverkusen) und Schering (Berlin) ihre Umsatz- und Gewinndaten für drei Quartale 1997.

Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer peilt für 1997 wiederum einen Umsatzrekord gegenüber dem Vorjahr an. Nach einem Umsatz von 46,8 Milliarden Mark 1996 sollen dieses Jahr über 53 Milliarden erreicht werden, sagte gestern der Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider. Der Konzern habe einen „Wachstumsschub erlebt wie seit Beginn der achtziger Jahre nicht mehr“, so Schneider.

Diese dynamische Entwicklung sei insbesondere von der starken Nachfrage sowie von der günstigen Währungssituation getragen worden. Die stärksten Wachstumsimpulse kamen den Firmenangaben nach aus dem Amerika-Geschäft.

Erstmals seit Beginn der neunziger Jahre hat sich das Wachstum, laut Schneider, auf die Mitarbeiterzahl ausgewirkt: Ende September waren 144.600 Menschen im Bayer-Konzern beschäftigt, 2.400 mehr als Ende 1996.

Auch der Berliner Pharmakonzern Schering liegt auf Wachstumskurs. Bis zum Jahresende rechnet das Unternehmen mit 6,2 bis 6,3 Milliarden Mark Umsatz. In den ersten neun Monaten des Jahres hatte Schering bereits einen deutlichen Gewinnzuwachs um 23 Prozent auf 355 Millionen Mark erzielt. Das Pharmaunternehmen verdankt seine Zuwächse vor allem dem Absatz von Antibabypillen und Hormontherapeutika. Spitzenprodukt von Schering ist jedoch dieses Jahr „Betaferon“, das die Folgen der Multiplen Sklerose lindern soll. Mit diesem Präparat wurden von Januar bis September 502 Millionen Mark umgesetzt.

Vor allem die Exportzuwächse von mehr als zehn Prozent haben der Chemiekonjunktur insgesamt dieses Jahr zu starkem Auftrieb verholfen. Auch für 1998 rechne man mit einer Fortsetzung des Produktionsanstiegs in der Branche, hieß es beim Verband der Chemischen Industrie (VCI) Anfang der Woche in Frankfurt.

Nach Jahren des Personalabbaus in der Branche soll nun eine Trendwende bevorstehen: Im August zumindest waren wieder mehr Menschen in der Chemieindustrie beschäftigt als einen Monat zuvor. Allerdings ging die Zahl der Beschäftigten zwischen Januar und August dieses Jahres um 3,1 Prozent auf 502.770 zurück. Ein Teil des Stellenabbaus hänge jedoch mit der Auslagerung von Unternehmensteilen zusammen, die statistisch nun anderen Branchen zugerechnet würden, so der VCI.

Bis Ende August hatte die Branche ihren Umsatz um 6,2 Prozent auf 125,3 Milliarden Mark gesteigert. Auf den Inlandsumsatz entfielen davon knapp 64 Milliarden Mark, der damit lediglich um 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen