... Postboten erhalten Arbeit / Gutachter finden Wahrheit / Dramaturg sucht Bonbons

Das McKinsey-Gutachten zur Kulturförderung wird jetzt zu einem Massenmedium. Damit wird auf offiziellem Weg öffentlich, daß McKinsey auf rund 200 Seiten nicht nur Unseriöses verbreitet. Vielmehr finden sich Passagen, deren Lektüre lohnenswert ist.

Den UnternehmensberaterInnen wurden zwei Ziele gesteckt: Erstens der Erhalt der sogenannten „kulturellen Vielfalt“und zweitens die Reduzierung der Zuschüsse auf das Niveau der – bis zum Jahr 2000 um mindestens 20 Millionen Mark – verminderten Haushaltseckwerte. Doch genau das ist nicht miteinander vereinbar: „Für die nächsten drei Jahre läßt sich die Lücke zwischen Bedarf und Eckwerten nicht schließen, ohne die Qualität des Kulturangebots einzuschränken“, urteilt McKinsey und fügt – auftragsgemäß – hinzu, daß die Gesamtlücke langfristig geschlossen werden könnte.

Wer hunderte von Interviews führt, kann die Wahrheit nicht völlig übersehen. So ist die seit Jahren beklagte „erhebliche Einschränkung der Planungssicherheit“auch McKinsey aufgefallen. Auch, daß die Kulturförderung aus vielen Quellen gespeist wird, monieren die GutachterInnen. Wiederholt weisen sie darauf hin, daß alle Einrichtungen künftig von Verbesserungen selbst profitieren sollen. Das gilt ausdrücklich auch für den Abschnitt, der sich mit dem Bremer Theater befaßt.

Dort werden auch die inhaltlichen Vorschläge nicht mehr komplett abgelehnt. Der Dramaturg und Leiter der theaterinternen Strukturreformkommission, Ulrich Fuchs, erklärte der taz, daß Eintrittseinnahmen durchaus gesteigert werden könnten. Auch der Förderverein könne laut Fuchs mehr als bisher beisteuern, wenn das Theater den Mitgliedern die höheren Beiträge durch Hauskonzerte oder andere Bonbons schmackhaft macht.

Schließlich taucht bei McKinsey mehrfach der Hinweis auf, daß ohne Investitionen im Kulturbereich nicht viel verbessert werden kann. Das gilt explizit für die empfohlene neue Zentralbibliothek oder das Übersee-Museum. Das gilt aber auch für das Führungspersonal der Kultur GmbH. In der Leitung sowie im Marketing will MkKinsey „hochkarätige“Personen von außerhalb gewinnen. Die Kosten dafür beziffern die GutachterInnen jedoch nicht. ck