Braun-weißes Familientreffen

■ FC St. Pauli: Weisener präsidiert - und zahlt - weiter

Seinen Auftrag beim FC St. Pauli sieht Heinz Weisener durchaus pädagogisch: „Der Verein gleicht einem Kind, das lernen muß, ohne die Hilfe Dritter laufen zu können“, sagte der 67jährige alte und neue St. Pauli-Präsident am Mittwoch abend bei der Jahreshauptversammlung des Kiezclubs in der Hamburger Handwerkskammer.

In zwei Schritten möchte Papa Weisener dem hochverschuldeten Verein zu einem besseren Stand verhelfen: Zum 1. Juli erläßt der Mäzen dem Klub die Rückzahlung eines Darlehens von 5,5 Millionen Mark. Zu einem späteren Zeitpunkt öffnet Weisener noch einmal sein Portemonnaie und begleicht die über 4 Millionen Mark Bankschulden.

Um dafür zu sorgen, daß der Verein nicht gleich wieder in finanzielle Kalamitäten kommt, erwirbt Weiseners Marketing-Gesellschaft die Werberechte vom FC St. Pauli für eine jährliche Gebühr von 1,5 Millionen Mark (entspricht etwa dem Werbewert), und der Architekt beansprucht die Rechte an der Betreibergesellschaft „Neues Stadion“, die den Ausbau der Millerntor-Arena vorantreiben soll. Zudem präsentierte Weisener einen Fragebogen, in dem Fans und Anwohner des Stadions ihre Umbauwünsche angeben können.

Die 217 stimmberechtigten Mitglieder honorierten dieses Konzept, die Großzügigkeit und die bisherige Arbeit Weiseners mit einer Wiederwahl ohne Gegenkandidaten und ohne Gegenstimme. Gegen fünf Stimmen wurde Geschäftsführer Christian Hinzpeter in seinem Ehrenamt als Vize-Präsident bestätigt.

Eitel Sonnenschein also beim braun-weißen Familientreffen. Zumal noch Liga-Trainer Uli Maslo auf einen dritten, aufstiegsberechtigenden Tabellenplatz verweisen konnte und für seine in dunkelblaue Zweireiher gewandeten Kicker versprechen konnte, demnächst auch wieder ansehnlichen Fußball folgen zu lassen.

Einzig die Meldung über die noch nicht erteilte Lizenz für die kommende Saison sorgte kurzfristig für finstere Gesichter. Doch Geschäftsführer Hinzpeter vermochte wortreich darzustellen, daß die Lizenz aufgrund des Weisener-Engagements zu keinem Augenblick in Gefahr war. Max Schulz