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Die Kröte: Robust und geschmäht

■ Der natürliche Feind der Kröte ist der Mensch. Vor allem am Verhandlungstisch schlingt er aus irgendeiner dummen Tradition eine nach der anderen der unschmackhaften Amphibien herunter.

Die Welt ist ungerecht. Eine Kröte nach der anderen, so entnehmen wir der Presse, mußten die GALierInnen in den Koalitionsverhandlungen schlucken. Aber was können die armen Kröten schon dafür? „Ekliger Beigeschmack“ward ihnen nachgesagt. Aber, unter uns, was hinterläßt, bei ungegartem Leib verschlungen, keine unangenehmen Erinnerungen?

Warum also ausgerechnet Kröten? Sicherlich: Hunde, Katzen und Hamster kommen aus westlichen Prinzipien nicht auf den Teller. Hirsche sind zu groß, Heuschrecken zu selten, Vögel zu schwer zu fangen. Dennoch bietet Mutter Natur reichhaltige Auswahl. Käfer etwa, Krebse, Küchenasseln. Oder Schlangen, je nach Verhandlungsergebnis salami-technisch zu dosieren: pro Niederlage zehn Zentimeter.

Aber nein. Stur ignorierten die umweltbewegten UnterhändlerInnen die eklige Vielfalt der Natur. Kröten mußten es sein. Gerade mal drei Geschmacksrichtungen stehen zur Auswahl: Erd-, Kreuz- oder Wechselkröte. Mehr hat die heimische Natur nicht zu bieten.

In der Optik – das Auge ißt schließlich mit – gibt es immerhin noch leichte Unterschiede. Die Erdkröte ist braun, die Wechselkröte eher grün, die Kreuzkröte ziert ein dünner gelber Strich auf dem Rücken. Ansonsten aber sind sich die dicken Häppchen ziemlich ähnlich: die Haut von Warzen übersät und – Erkennungszeichen der Familie – die Ohrdrüsen, kurz hinter den Augen. In ihnen speichern die Tiere giftiges Sekret.

Abgesehen davon sind Kröten „ganz nette Tiere“, bricht Jakob Hallermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zoologischen Institut der Universität Hamburg eine Lanze für die Verschmähten. Sie haben „vor allem wirklich sehr schöne Augen“. Goldbraun zum Beispiel die Iris der Erd-Variante.

„Kröten sind saubere Tiere, wenn man sie nicht drückt“, glaubt Hallermann fest an das Gute in der Amphibie. Nur, werden sie gedrückt, geben sie ihr giftiges Sekret ab – der unangenehme Geschmack ist auch mit Öko-Apfelsaft nicht wegzuspülen. „Tiere, die eine Kröte verschlingen, würgen sie in der Regel gleich wieder aus.“Meist sogar lebendig, denn „die sind ziemlich robust.“Die Kröten, nicht die Würger.

Natürliche Feinde haben die Frosch-Verwandten deshalb kaum. Allenfalls Ringelnattern oder ein paar Raubvögel. Der schlimmste Feind der Kröte ist der Mensch. Er zerstört ihren Lebensraum – offene Ackerflächen und Tümpel zum Laichen. Und schlingt sie, aus irgend einer dummen Tradition, bei jedem Verhandlungs-Flop hinunter. Achim Fischer

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