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Musiktheater im Doppelpack: Strip und Rührung

Zwei Kurzopern, beide in den fünfziger Jahren komponiert und vom Scheitern einer Liebesbeziehung handelnd, hat Meike Parussel für ihre Diplom-Inszenierung an der Hochschule für Musik und Theater ausgewählt. Während in der ersten Halbzeit Francis Poulencs lyrische Tragödie La voix humaine (Die menschliche Stimme) vor Regieeinfällen nur so sprüht, kommt Leonard Bernsteins Groteske Trouble in Tahiti erst langsam in Schwung.

Den Löwenanteil am Gelingen der ersten Opernaufführung trägt Julia Hennig. Als Gesangssolistin zeigt sie nicht nur hohe stimmliche Qualitäten, sondern enormes schauspielerisches Talent. All die widersprüchlichen Emotionen einer Frau, die gerade von ihrem Liebhaber am Telefon verlassen wird, spiegeln sich in ihrem Gesicht wider. Es rührt, wie sie rastlos durchs Schlafzimmer tigert, Seifenblasen bläst, Murmeln kullern läßt und Bälle jongliert, um ihre Verzweiflung nicht zu spüren. Als sie klaglos der Trennung zustimmt und dabei „Du bist so lieb“flötet, stampft sie gleichzeitig ihre Wut mit den Füßen in einen Brotteig

Nach der Pause wird die bis dahin schwermütige Musik zwar leichter und spritziger, doch das Bühnengeschehen um so abgestandener. Die Story vom amerikanischen Mittelstandspaar, das sich nicht mehr viel zu sagen hat, hat auch uns nicht so rasend viel zu sagen. Ein einfallslos herumalberndes Engel-Trio versucht vergeblich, das biedere Vorstadt-Paar wieder zusammenzubringen. Stimmlich kann J. Moritz Steffen als Ehemann nicht überzeugen: Sein Volumen ist dünn, in den tiefen Lagen kommen die Töne gepreßt. Ulrike Bartusch nervt zunächst durch unkomische Mutti-Allüren, doch die Südseeschmonzette Trouble in Tahiti bringt sie endlich in Wallung. Die Hüften schwingen, die Bluse fällt. Übertroffen wird der rasante Ministrip noch durch die Schlußsequenz: Das Ehepaar versöhnt sich auf der Leinwand – herrlich kitschig am romantischen Elbstrand.

Karin Liebe

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