: Indonesien reformiert ein wenig
Auch drei von Präsident Suhartos Verwandten haben je eine Bank verloren. Die ersten Großvorhaben werden trotz IWF-Auflagen wiederbelebt ■ Aus Bangkok Jutta Lietsch
Indonesiens Finanzminister Mar'ie Muhammad hat etwas höchst Erstaunliches geschafft: sich mit einer unangenehmen Entscheidung beliebt zu machen. Vor zwei Wochen ließ Mar'ie 16 überschuldete Privatbanken schließen. Damit entsprach er wohl den Bedingungen des Internationalen Währungsfonds, der Indonesien zusammen mit mehreren Regierungen gerade Kredite über 33 Milliarden Dollar zugesagt hatte, um die Verschuldungskrise zu bewältigen.
Zwar sind die IWF-Konditionen im Detail nicht bekannt, aber dazu gehört neben einer stärkeren Öffnung der Märkte für ausländische Waren und einem strengen Sparprogramm auch die Reform des maroden Finanzsystems mit seinen 240 Banken. Um eine Panik zu verhindern, versprach der Minister, den Kunden der 16 betroffenen Banken Guthaben bis zu je 6.000 Dollar ersetzen. Seit vorgestern drängten sich Tausende vor den Filialen, um wenigstens einen Teil ihres Ersparten zu retten.
Daß Mar'ie dennoch von Oppositionellen und Unternehmern zugleich gepriesen wird, hat nur einen Grund: Unter den Eignern der insolventen Banken sind mehrere Angehörige von Präsident Suharto – sein zweitältester Sohn Bambang Trihatmodjo, Tochter Siti Hediati Prabowo und Halbbruder Probosutedjo. Empört beschuldigte der 44jährige Bambang den Minister, den Namen der ersten Familie „zu beschmutzen“, um „meinen Vater indirekt zu stürzen“. Er drohte ebenso wie sein Onkel, Mar'ie zu verklagen. Doch am Mittwoch trat Bambang kleinlaut vor die Presse und erklärte, er habe seine Klage „im nationalen Interesse“ zurückgezogen.
Niemand glaubt, daß der Finanzminister die mit den Suhartos verbundenen Banken ohne ausdrückliche Erlaubnis des Präsidenten geschlossen hat. Denn noch immer hat der seit über dreißig Jahren regierende Suharto in allen Entscheidungen das letzte Wort. Offenbar weiß der Präsident, heißt es in Indonesien, daß seine Familie ein kleines Opfer bringen muß, um das Vertrauen des IWF und ausländischer Investoren in die Reformbereitschaft der Regierung zu gewinnen. Und tatsächlich kann der Clan ein paar Banken-Anteile leicht verschmerzen: die CIA schätzte sein Vermögen einmal auf 30 Milliarden Dollar. Das Geheimnis des Erfolgs: Wer in Indonesien in großem Stil Geschäfte machen will, braucht einen Suharto-Verwandten als Teilhaber.
Erst kürzlich hat der Präsident übrigens in aller Stille 15 der wegen der Finanzkrise gestoppten 150 Großvorhaben wiederbelebt: darunter auch einen neuen Flughafen für die Stadt Medan. Den baut Tochter Siti Rukmana.
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