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Ein Prost auf die neue Staatsbrauerei

■ Hamburg kauft Bavaria, rettet 370 Arbeitsplätze und sucht Investoren

Nach mehrmonatigen Verhandlungen ist der Vertrag nun in trockenen Tüchern: Die Stadt Hamburg hat dem Dortmunder Konzern Brau und Brunnen die von Schließung bedrohte Bavaria St. Pauli Brauerei für rund 110 Millionen Mark abgekauft. Damit sind 370 der 520 Arbeitsplätze gerettet. Sowohl die 220 Stellen der neuen Bavaria, als auch 150 MitarbeiterInnen, die für Brau und Brunnen weiterhin die Marke Jever abfüllen werden, erhalten eine zweieinhalbjährige Bestandsgarantie. Für die 150 ArbeitnehmerInnen, die nicht übernommen werden, wurde ein Sozialplan aufgestellt.

Damit habe die Kiezschenke „wieder eine Perspektive“, freute sich gestern der Erste Bürgermeister Ortwin Runde (SPD). Dennoch würde Bavaria nun „keine Staatsbrauerei“. Die Stadt sucht weiterhin nach einem Investor, der den Betrieb übernehmen will. Mit Vertragshürden sollen Grundstücksspekulationen verhindert werden.

Runde hofft, daß der „Mitleideffekt“, der den Verkauf der Marken Astra und Ratsherrn in die Höhe trieb, nun von „guten Marketing-Konzepten“abgelöst wird. Denn die unternehmerische Verantwortung trägt jetzt die Stadt. Deshalb sollten die HamburgerInnen „viel von diesen Marken trinken, damit das Risiko für die Stadt geringer wird“, forderte Runde zum Drogenkonsum auf.

Das ließ der Bavaria-Betriebsratschef Werner Henne sich nicht zweimal sagen. Er zückte zwei Astra-Flaschen, schnappte sich den Bürgermeister und stieß mit ihm an. Allerdings habe Runde in einem Punkt unrecht: Astra und Ratsherrn seien keineswegs aus Mitleid gekauft worden, sondern weil die Biere erstmals offensiv beworben wurden. Und da die Bavarianer „keine Dröhnärsche“seien, werde man dem Betrieb nun auch mit flexibleren Arbeitszeiten helfen, Überstunden künftig abbummeln und auf Lohnzuwächse vorerst verzichten.

Silke Mertins

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