piwik no script img

Eigenheimsiedlung ohne Schulen und Kitas?

■ Grüne befürchten: Senator Klemanns Familien-Bauprojekt wird „Siedlung für Kinderlose“

Das Renommierprojekt von Bausenator Jürgen Klemann (CDU), eine Musterhaussiedlung für Familien mit Kindern im Nordosten der Stadt, zeigt erste Dezifite. Zwar soll mit 450 innovativen Eigenheimen für weniger als 300.000 Mark die Abwanderung ins brandenburgische Umland gestoppt werden. Doch ob die dazugehörige Infrastruktur in Form von Kitas und Schulen gewährleistet ist, ist derzeit noch völlig offen. In der vergangenen Woche wurde der Bauwettbewerb für die 1.600 Wohneinheiten entschieden, die 1999 bezugsfertig sein sollen.

Die Grünen befürchten, daß das Projekt zu einer „Eigenheimsiedlung für Kinderlose und Rentner“ wird. Weil Berlin sich nicht an der Finanzierung der Infrastruktur beteilige, sondern die Investoren dies „in umgemessenem Umfang“ übernehmen, kritisiert deren stadtentwicklungspolitische Sprecherin, Claudia Hämmerling, daß „Schulen oder Kitas dann wohl kaum gebaut werden“. Bereits jetzt fehle eine Grundschule in Blankenburg, deren geplanter Baubeginn 1999 nicht erfolgen könne, weil kein Geld da sei. Ausweichmöglichkeiten ins benachbarte Karow bestünden auch nicht, da der Baubeginn der dortigen Grundschule erst nach Fertigstellung der Wohnungen geplant sei.

Sigrid Kayser von der Architekturwerkstatt, die innerhalb der Senatsbauverwaltung das Projekt begleitet, weist die Vorwürfe zurück. Die Investoren, private Bauträger und Wohnungsbaugesellschaften, hätten schon wegen der „besseren Vermarktbarkeit“ ein Interesse an einer guten Infrastruktur. Kayser sagte, daß die Bedarfsuntersuchungen „vor den finanziellen Einschnitten im Senat“ erfolgt seien. Derzeit prüfen Weißensee und Pankow innerhalb des Bebauungsplanes den Bedarf. Sie räumte jedoch ein, daß noch unklar sei, wer dann für die Finanzierung aufkomme. Barbara Bollwahn

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen