Ein Versuchslaborbericht Von Carola Rönneburg

Der vielgepriesene Paul Bocuse behauptete einmal, Frauen verstünden nichts vom Kochen. In Rage gebracht, schrieb der Spezialitätenjournalist Robert Courtine daraufhin unter seinem Nom de guerre „La Reyniere“ gleich ein ganzes Buch, in dem er 45 französische Köchinnen samt 200 ihrer Rezepte vorstellte: „Sie duften wie gutes frisches Brot, und ich umarme sie mit Vergnügen“, sagte Monsieur über seine Lieblings- Cuisinieres.

Franzfrau und -mann kochen gern und gut; hierzulande ist es, von Ausnahmen abgesehen, schlecht bestellt um das Renommee der Damen. Das mag daran liegen, daß es lange Zeit angeraten war, zunächst einmal andere Fertigkeiten als ausgerechnet die Zubereitung schmackhafter Mahlzeiten zu erlernen. Auch ich lehnte einst das erweiterte Kochenlernen ab – die Sache hatte einen unangenehmen Beigeschmack, und ich zahle auch fünf Mark in die Kalauerkasse für diesen Satz.

Mit etwas Glück aber bleibt man nicht ewig da stehen, wo man sich im Alter von bis zu 25 Jahren befand. Auslöser kann ein Besuch in einem so guten Restaurant sein, daß man auf der Stelle das eigene, armselige Niveau heben möchte; es kann aber auch der Anblick eines staubigen Handwerkers im Blaumann sein, der an einer Geflügeltheke ohne mit der Wimper zu zucken, für reichlich Geld, kleine Tauben ersteht und die in rosa Paper gewickelten Vögel bei Empfang gedankenverloren streichelt. Wie dem auch sei: Irgendwann beschäftigt sich jeder vernünftige Mensch mit der Frage, wie ein besseres Essen herzustellen sei. Und das Schöne ist: Wer will, macht schnell Fortschritte.

Nur manchmal soll etwas so gar nicht gelingen, zum Beispiel Kartoffelklöße. Besonders die allerersten Kartoffelklöße. Meine entstanden jetzt, und ich nenne sie auch nur Kartoffelklöße, weil das ihre ursprüngliche Aufgabe war: als lockere, duftende Kartoffelklöße eine knusprige Ente und selbstgeraspelten Rotkohl zu begleiten. Aus zwei leicht variierenden Rezepten hatte ich einen Teig hergestellt, der einen guten Eindruck machte: So, dachte ich, soll es wohl sein, und nun sollt ihr sieden, meine kleinen Klöße! Als ich nach einer angemessenen Weile nach meinen liebevoll geformten Kugeln blickte, kam eine erste Ahnung in mir hoch; die Klöße blieben jedoch auf dem Grund des Topfes. Wenig später hatte sich nichts an ihrem Standort verändert, und um die Ente zu retten, erklärte ich die Klöße für seltsam, aber gar.

Man kann Ente auch nur mit Rotkohl essen und die für die Klöße vorgesehene Schmelze einer anderen Bestimmung zuführen. Und wohin mit den Klößen?

Ich entschloß mich zu einer Reihe von Experimenten. Kurz gefaßt, kann ich folgende faszinierende Entdeckungen mitteilen:

1. Carolas Klöße können in angefeuchtetem Zustand zu hübschen Aschenbechern verarbeitet werden.

2. Klöße à la mode Roennebourg vertreiben vor dem Haus randalierende Veganer.

3. In Zukunft werden meine Klöße zur Standardausrüstung der Raumstation Mir gehören und dort jedes Leck versiegeln.

„Gar nicht mal so schlecht für eine Frau“, wie einst ein Kollege zu mir sagte. Aber nach frischem Brot würde ich auch ganz gern riechen.