: USA fliegen, Irak schießt nicht
■ US-Aufklärungsflugzeug zum zweiten Mal unbehelligt über Irak geflogen. Moskau empfängt Iraks Vizeaußenminister und startet Vermittlungsversuch im Konflikt zwischen Irak und USA
Washington (rtr) – Ohne Zwischenfall haben die USA gestern ihre Aufklärungsflüge über dem Irak fortgesetzt. Ein Höhenaufklärer vom Typ U-2 habe den Flug absolviert, teilte das Pentagon in Washington mit. Er habe ungeachtet der Abschußdrohungen Iraks seinen Auftrag für die UNO-Abrüstungskommission Unscom erfüllt.
Nach US-Angaben war es der zweite Flug einer U-2 über dem Irak in acht Tagen. Auch er wurde von der Führung in Bagdad verurteilt. Die Nachrichtenagentur INA meldete, das Flugzeug sei südlich des 32. Breitengrades geflogen und damit außerhalb irakischer Reichweite gewesen. Der Irak hatte mit der Ausweisung der US-Rüstungsexperten der Unscom vergangene Woche die USA vor der Wiederaufnahme der Aufklärungsflüge gewarnt und mit dem Abschuß der Maschine gedroht.
In Moskau bemühte sich Außenminister Jewgeni Primakow im Gespräch mit Iraks stellvertretendem Ministerpräsidenten Tarek Asis um eine friedliche Beilegung der Krise um die Rüstungskontrolle im Irak. Asis traf auch Boris Jelzin. Laut Primakow führten die Gespräche zu einem Plan, durch den der Einsatz von Gewalt verhindert werden solle. Dazu zähle die Anerkennung der Resolutionen des UN-Sicherheitsrates durch Bagdad. Nähere Angaben machte Primakow nicht. Er kündigte er aber an, wahrscheinlich bald mit dem britischen und dem französischen Außenminister zusammenzutreffen und womöglich auch seine US-Kollegin Madeleine Albright zu sprechen.
Primakow sagte, er stehe in ständigem Telefonkontakt mit den Außenministerien in Washington, London und Paris, um eine friedliche Lösung zu erreichen. Die USA, die um eine einheitliche Haltung der vier anderen ständigen Mitglieder des Sicherheitsrates bemüht sind, hatten Moskau und Paris gebeten, ihre traditionell guten Kontakte zum Irak zu nutzen und den Konflikt zu entschärfen. Nach Angaben des Außenministeriums in Moskau ist es das Ziel, Irak zu bewegen, auch US-Rüstungsinspektoren der Unscom wieder ins Land zu lassen.
Unterdessen sondierten die USA einen Vorschlag, wonach es Irak erlaubt werden könnte, mehr Erdöl für humanitäre Zwecke zu verkaufen. Iraks UNO-Botschafter sprach jedoch von einem „Rohrkrepierer“ und verlangte erneut die Aufhebung der UNO- Sanktionen gegen sein Land.
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