: BI rettet 'Zone 30' in Norderländer Straße
■ Berliner Kissen statt Kölner Schwellen
Schlappe für Bausenator Bernt Schulte: Eine Bürgerinitiative in Huchting hat verhindert, daß Autos in der Norderländer Straße wieder Gas geben können. Schulte wollte 15 „Kölner Schwellen“– das sind kurze, hohe Bremsschwellen – entfernen lassen und durch 5 „Berliner Kissen“– die sind weniger steil, haben also auch weniger Bremswirkung – nebst zwei Fahrbahneinengungen ersetzen.
Die Bürgerinitiative zog vor Gericht und erreichte eine einstweilige Verfügung, die zu einem sofortigen Baustopp führte. Begründung: Die Berliner Kissen alleine garantieren nicht, daß in der Straße nur 30 km/h gefahren werden. Genau das aber haben die Anwohner bereits 1993 gerichtlich erstritten, deshalb wurden die Kölner Schwellen eingebaut. Durch die Norderländer Straße fließt viel Verkehr ins süd-niedersächsische Umland.
Doch die Kölner sollten weg, fand das Bauressort. Denn selbst wenn sie mit weniger als der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit überfahren werden, gäbe das immer noch einen harten Schlag im Auto. Und solche harten Schläge, das würden fachliche Stellungnahmen belegen, können gesundheitsschädigend sein. Erst recht, wenn der Autofahrer bereits körperlich lädiert ist, zum Beispiel durch ein Bandscheibenleiden. Ein nicht tragbares Risiko, ganz ohne Zweifel. Deshalb soll zum dritten Mal gebaut werden: Nach Slalom-Hindernissen und Kölner Schwellen kommen jetzt die Berliner Kissen. Mindestens 100.000 Mark wird der Umbau kosten.
Mit den Berlinern kann die Huchtinger BI durchaus leben, nur: gelangt hat ihr das nicht. Als das Verwaltungsgericht am Dienstag die einstweilige Verfügung gegen den Senat aussprach, besann man sich in der Baubehörde schnell eines Besseren. Gestern morgen wurde mit den Huchtingern verhandelt, dann feierte das Bauressort: „Einigung zum Umbau der Norderländer Straße“! Der „Kompromiß“, der ziemlich genau das ist, was die BI wollte und sogar über die Ideen des SPD-CDU-dominierten Ortsbeirates hinausgeht: Fünf Berliner, sechs Straßen-Einengungen, eine Radarfalle. Bis Weihnachten sollen die neuen Hindernisse stehen.
„Es ist vernünftig, daß wir uns ohne lange juristische Auseinandersetzung geeinigt haben“, meint Senator Schulte. Einleuchtend: Die Kosten für das Verfahren um die Einstweilige Verfügung sind dem Senator schon aufgedrückt worden. cd
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