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■ Welt Weit GrönlingDie Südsee ruft: Malo e lelei

Einen Margerita mit Salzrand? So was machen nur Leute, die auch der Auffassung sind, daß es sich bei einem Martini um italienischen Wermutwein handelt. Ein echter ist ganz anders, und der Wermut darf gerade mal über die Eiswürfel fließen. Kik, der Barmann aus dem „Paradise Shores Resort“, schickt mir sein neues Rezept. Eins ohne Alkohol, mit vielen Früchten, von denen es einige hier nicht gibt. Genau das richtige für diese Jahreszeit, deshalb will ich es unbedingt ausprobieren. „Malo e lelei“, so beginnt jede seiner Mails. Damit begrüßt er mich auf den freundlichen Inseln von Westpolynesien, und das ist schöner als ein schnödes „Hi“.

Vor allem hilft es gegen die Novemberdepression. Auf nach Tonga! Dort haben sie wenigstens noch einen richtigen König und müssen sich nicht mit parlamentarischem Gesabbel herumärgern. Seine Majestät König Taufa'ahau Tupou IV. sieht auf dem Foto sehr sympathisch aus, so als sei er geradewegs einem Comic von TOM entsprungen. Und er versucht die traditionellen Werte zu bewahren. Schließlich ist Tonga das einzige Land im Südpazifik, das nie von einer Kolonialmacht besetzt wurde.

Aber jetzt ist Tonga an das Internet angeschlossen. Der König hat das „Kalianet“ persönlich eröffnet. Der Name wurde mit Bedacht gewählt, da er beides, die alte und die neue Art des Navigierens, repräsentieren soll. „Kalia“, so hießen die bis zu 35 Meter langen Katamarane, auf denen ein paar hundert Leute Platz fanden. Damit sind sie nicht nur zu den Nachbarinseln Fidschi und Samoa gefahren, sondern haben fast die ganze Südsee erkundet. Bei 27 Grad im November und einer leichten Brise ist das sicher wunderschön.

Jedenfalls besser, als im feuchtkalten Mitteleuropa vor einer blöden Kiste zu hocken und von angenehmeren Orten zu träumen. Frisch aufgeschlagene Kokosnüsse und andere leckere Sachen. Kik, der Barmann, hat eine ganze Menge davon auf Lager. Seit „Cable & Wireless“ das moderne Tonga mit einer Satellitenverbindung ins Internet gebracht hat, darf er den Anschluß seines Arbeitgebers mitbenutzen. Es macht ihm großen Spaß, mit dieser neuen Art der Navigation den Rest der Welt zu erkunden. Ganz Tonga, so scheint es, ist nun im Internet vertreten. Die Tourismusbetriebe, die königliche Brauerei, der Südseeverband und die Regierung. Und das Methodisten-College, wo der Reverend so aussieht, wie man sich hierzulande einen Missionar vorstellt. Raus aus dem Frust, dream your little dream for a while: http://www.candw.to/Dieter Grönling

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