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Irak-Konflikt entspannt sich

■ Rußland vermittelt Abkommen mit Saddam

Bagdad/Washington (rtr/AFP) – Durch Vermittlung Rußlands ist der Irak-Konflikt gestern vorerst beigelegt worden. Drei Wochen nach Beginn des Streits um US-Mitglieder in der UNO- Abrüstungskommission Unscom stimmte Irak der Rückkehr aller Kontrolleure zu. Die Führung Iraks billigte eine entsprechende Vereinbarung, die von Rußland ausgehandelt und von den ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats in einer nächtlichen Krisensitzung beraten worden war.

US-Außenministerin Madeleine Albright sagte, es habe keine Zugeständnisse an Irak gegeben. Ein irakischer Parlamentsvertreter sprach dagegen von Bedingungen. Unscom-Chef Richard Butler kündigte für heute die Rückkehr der Kontrolleure einschließlich der US-Amerikaner an. Die insgesamt 74 Spezialisten würden bei Tagesanbruch nach Bagdad abreisen.

Iraks Führung erklärte, die Inspekteure dürften ab sofort wieder in das Land und ihre Arbeit aufnehmen. Die Vereinbarung lasse hoffen, daß die UN-Sanktionen bald aufgehoben werden könnten. Das Embargo war nach dem Überfall Iraks auf Kuwait im August 1990 verhängt worden.

Gestern veröffentlichten Rußland und Irak eine gemeinsame Erklärung. Rußland wolle zu einer schnellen Aufhebung der Sanktionen beitragen, meldete die staatliche irakische Nachrichtenagentur Ina. Der irakische Vizeministerpräsident Tarik Asis sagte, er sei bei seinen Gesprächen in Moskau mit Außenminister Jewgeni Primakow keinen Handel eingegangen. Rußland habe Verständnis für die Lage Iraks gezeigt und die Unausgewogenheit bei der Arbeit der Unscom erkannt.

In der Nacht war Primakow mit seinen Amtskollegen aus den USA, Großbritannien, Frankreich und einem Vertreter Chinas in Genf zusammengetroffen. Nach dem Treffen forderten die fünf ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats Irak auf, die Kontrolleure bedingungslos wieder ins Land zu lassen. In der Erklärung von Genf wird zudem auf ein Treffen der Unscom heute in New York verwiesen. Dort sollen Möglichkeiten einer wirksameren Arbeit der Rüstungsinspekteure erörtert werden.

Aus US-Kreisen verlautete, dies könne bedeuten, daß die Gruppe vergrößert werde und somit der Anteil der US-Amerikaner sinke. So könne der Irak sein Gesicht wahren und sagen, er habe eine Veränderung der Unscom durchgesetzt. US-Präsident Bill Clinton warnte gestern vor zu großem Optimismus. Es müsse abgewartet werden, ob Iraks Präsident Saddam Hussein Wort halte. Tagesthema Seite 3

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