: Mehr Gotteslohn, weniger Gehalt
■ Nordelbische Kirche will an Pastoren sparen. SPD kritisiert die bevorstehende Volksabstimmung über den Buß- und Bettag
Der Zwang zum Sparen in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche macht auch vor den Gehältern der Pastoren und Kirchenbeamten nicht halt. Die Synode beschloß am Freitag und Sonnabend auf ihrer Tagung in Rendsburg entsprechende Sparmaßnahmen. Mit den freiwerdenden zwei bis drei Millionen Mark jährlich sollen zusätzliche Pastorinnen und Pastoren besoldet werden.
Im einzelnen geht es bei den Kürzungen um die Streichung des Urlaubsgeldes (250 bis 500 Mark), um das Einbehalten des sogenannten Einmalbetrages (135 Mark für Hinterbliebene, 225 Mark für Pastoren und Kirchenbeamte im Ruhestand, 300 Mark für aktive Pastoren und Kirchenbeamte) und um eine Verschiebung der Besoldungserhöhungen um zehn Monate. Das Weihnachtsgeld ist seit 1993 nicht mehr gestiegen. Gegen die Sparmaßnahmen protestierten junge Pastoren, weil sie durch die sogenannte 75-Prozent-Regelung überdurchschnittlich betroffen seien. Danach sollen Berufsanfänger in den ersten drei Dienstjahren nur drei Viertel ihres Gehalts bekommen, um weitere Pastorinnen und Pastoren einstellen zu können.
Im Konflikt um den Buß- und Bettag hat Schleswig-Holsteins SPD-Landesvorsitzender Willi Piecyk die Nordelbische Kirche gestern kritisiert. Vor dem Hintergrund des Volksentscheids am kommenden Sonntag über die von der Nordelbischen Kirche angestrebte Wiedereinführung des Bußtags als gesetzlicher Feiertag zeigte sich Piecyk überrascht „über die ruppige Reaktion der Kirche auf die Stellungnahmen der Gewerkschaften“. Diese hatten vorgerechnet, daß die Arbeitnehmer ein „Ja zum Bußtag“mit 200 oder gar 300 Mark und mehr im Jahr bezahlen müßten.
So legitim es sei, daß die Kirche das Instrument des Volksentscheids nutze, so legitim müsse es für die Gewerkschaften sein, auf die Folgen hinzuweisen, sagte der SPD-Politiker. „Die Arbeitnehmer müssen den Feiertag bezahlen“, sagte Piecyk. „Wer das nicht will, muß sich ablehnend verhalten: nicht hingehen oder mit Nein stimmen.“Schleswig-Holstein hatte den Bußtag wie fast alle Länder von 1995 an als Feiertag gestrichen, um damit den Arbeitgeberanteil an der Finanzierung der ersten Stufe der Pflegeversicherung auszugleichen. Beim Volksentscheid am Sonntag über eine Wiedereinführung des Feiertages benötigt die Kirche mindestens 530.000 Ja-Stimmen. dpa
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