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Der Monsun vertreibt den dunklen Qualm

■ Ärzte befürchten eine steigende Krebsrate als Folge der monatelangen Waldbrände

Bangkok (taz) – Der Regen ist da, der Smog fast weg – was bleibt, sind über eine Million Hektar abgebrannte Wälder und die Furcht vorm nächsten Jahr. Der lang ersehnte Monsun hat den Rauch vertrieben, der seit Juli über großen Teilen Südostasiens lag und rund 20 Millionen Menschen Atem und Sicht nahm. Zum ersten Mal seit Monaten konnten die Piloten vergangene Woche wieder alle indonesischen Flughäfen anfliegen. Dennoch sind noch längst nicht alle Waldbrände in Indonesien gelöscht, die den Himmel zuletzt bis nach Australien in ein trübes Grau verwandelten: Auf den Inseln Borneo und Sumatra stehen immer noch Gebiete in Flammen. Besonders die Torfböden von Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, glimmen weiter. Sie können nur durch anhaltende, schwere Güsse erstickt werden.

Die vom El-Nino-Klimaphänomen verursachte Dürre hatte dazu geführt, daß sich die von Holzfirmen, Plantagen und Kleinbauern absichtlich gelegten Feuer schnell verbreiteten. Die Brandrodung ist zwar verboten, doch die Polizei drückt die Augen zu. Viele zündelnde Unternehmer sind mit Regierung und Armee eng verbandelt. In vielen Orten machten die Behörden deshalb ein Staatsgeheimnis daraus, wer wo wieviel Land angezündet hatte. Auf Sumatra leugneten Beamte sogar die Existenz der Brände.

In einigen besonders betroffenen Regionen wie der Stadt Jambi auf Sumatra, wo die Sicht wochenlang nur ein paar Meter betrug, starben mehr Menschen an Atemnot als je zuvor, berichteten Zeitungen. Genaue Zahlen nannten sie jedoch nicht. Weil die Regierung in Jakarta wochenlang abstritt, daß die Brände überhaupt ein Problem waren, kam Hilfe nur schleppend in die Provinzen. In vielen staatlichen Krankenhäusern fehlten bis zuletzt die nötigen Medikamente und Sauerstoffgeräte.

Noch nicht abzusehen sind zukünftige gesundheitliche Schäden. Ärzte fürchten, die Krebsrate könnte schon bald nach oben schnellen. Bislang gibt es noch keine Erfahrungen mit einer solch langen und intensiven Belastung mit Rauchschadstoffen auf den menschlichen Körper.

Fluggesellschaften und Reedereien dürften Millionenverluste erlitten haben. Hotels in Indonesien und Malaysia klagen über ausbleibende Touristen. Sogar die Hotels in Penang und auf der Insel Langkawi im Norden Malaysias litten unter Absagen internationaler Reiseveranstalter.

Vor zwei Wochen kündigten die Regierungen in Kuala Lumpur und Jakarta an, sie wollten künftig enger zusammenarbeiten, um zu verhindern, daß sich die katastrophalen Waldbrände im nächsten Jahr wiederholen. Im Sommer 1998 sollen die prestigeträchtigen Commonwealth-Spiele in Malaysia stattfinden. Doch einige Sportverbände drohten bereits, nicht anzutreten, wenn die Teilnehmer nur durch Masken atmen könnten. Die malaysische Regierung hat bereits Millionen in die Vorbereitung der Spiele investiert. Zum Schutz des „nationalen Interesses“ haben die Politiker in Kuala Lumpur Wissenschaftlern an den staatlichen Hochschulen verboten, ihre Forschungsergebnisse über Waldbrände und Smogfolgen zu veröffentlichen. Sie dürfen auch nicht ohne Einwilligung der Universitätsleitung mit Journalisten reden.

Die dicke Luft in der Region inspirierte allerdings Künstler und Satiriker: Hunderte begeisterte Zuschauer verfolgten in Jakarta die Aufführung des kritischen Stücks „Wie kannst du es wagen, den Wald anzuzünden“ vom indonesischen Autor Ikranagara. In Kuala Lumpur hatte letzte Woche die bissige Kömödie „Haze fever“ (Dunstfieber) Premiere. Darin willigt ein Tourismusbüro der Regierung ein, seine Statistiken mit den Werten der Aktienbörse zu vertauschen. Ergebnis: Der Dunst-Index geht runter, die Aktienkurse gehen rauf. Jutta Lietsch

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