■ Cash & Crash
: Unter 16.000 Punkten hilft nur noch Harakiri

Berlin/Tokio (taz/rtr) – Die japanischen Broker werden sich noch öfter verbeugen müssen. Nicht jeder von ihnen wird in Tränen aufgelöst sein wie am Montag Shohei Nozawa, Präsident der Yamaichi Securities. Aber ihren Bankiers werden die japanischen Wertpapierhändler nur mit tief gesenkter Stirn unter die Augen treten. Schließlich ziehen ihre Pleiten die japanischen Banken mit sich.

Drei von ihnen haben gestern ihre Verluste veröffentlicht. Die Bank of Tokio-Mitsubishi bekommt von Yamaichi noch 500 Millionen Mark. Von anderen Wertpapierhäusern hat Tokio- Mitsubishi vier Milliarden Mark an faulen Krediten zurückzubekommen. Kein Wunder, daß die Bank dieses Jahr mit 10 Milliarden Mark Verlust rechnet. Den Kollegen bei der Mitsui Trust & Banking geht es nicht besser. Schnellstmöglich will sich die Bank nun von 3 Milliarden Mark faulen Krediten trennen, weitere 10 Milliarden Mark ungesicherte Kredite modern im Konzern. Und die Long-Term Credit Bank will Problemkredite über 6,85 Milliarden Mark abschreiben.

Das ist vor allem für die anderen Wertpapierhäuser mißlich. Durch den Konkurs ihres Konkurrenten Yamaichi sind die Banken aufgeschreckt und werden weniger Geld für spekulative Geschäfte verleihen. Dadurch fehlen den Brokern liquide Mittel.

So verfolgen die Manager der Wertpapierhäuser zusammen mit den Vorständen der Banken die Aktienkurse an der Börse in Tokio. Der Stand des Nikkei-Index und seiner 225 Werte ist für sie zu einer Überlebensfrage geworden: Anders als deutsche Banken dürfen japanische 45 Prozent ihrer theoretischen Kursgewinne am Aktienmarkt in der Bilanz anrechnen, wenn es darum geht, die geforderte Eigenkapitalquote von acht Prozent zu erfüllen. Diese Mindestquote soll die Banken und ihre Geldgeber vor dem Zusammenbruch schützen, wenn Kredite platzen.

Wenn der Nikkei-Index fällt, schrumpfen die unrealisierten Gewinne in den Bilanzen der japanischen Banken, und die Eigenkapitalquote fällt. So teilte das Wertpapierhaus Chuo Trust and Banking mit, bei einem Index-Stand von 16.000 Punkten seien alle Kursgewinne aufgezehrt worden. Gestern fiel der Nikkei um 5,11 Prozent auf 15.867 Punkte. Da hilft auch der tiefste Knicks nicht mehr. ufo