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Grundig bleibt, Jobs gehen

■ Konzern wird von Banken, der Gruppe Kathrein und dem Management übernommen

Berlin (AP/dpa) – Mit drastischem Personalabbau und einer Finanzspritze von 134 Millionen Mark will der krisengeplagte Elektronikkonzern Grundig bis 1999 aus den roten Zahlen kommen. Der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu stellte gestern in München einen entsprechenden Rettungsplan vor. Demnach wird ein Investoren-Konsortium für mehrere hundert Millionen Mark 95 Prozent der Grundig-Anteile kaufen – 52 Prozent, die heute noch von der Grundig-Familie gehalten werden und 43 Prozent von Philips. Zusätzlich zu der Kapitalaufstockung soll ein Kreditrahmen von weiteren 133 Millionen Mark zur Verfügung stehen. „Jetzt kann Grundig durchstarten“, sagte der Minister.

Nachdem Ende des vergangenen Jahres noch 8.500 Mitarbeiter bei Grundig beschäftigt waren, soll die Belegschaft von jetzt 6.000 mittelfristig bis zum Jahr 2000 auf 5.000 schrumpfen. Burkhard Wollschläger, Grundig-Aufsichtsratschef und Miterwerber, kündigte flexible Arbeitszeitmodelle und Kostensenkungen von bis zu 400 Millionen Mark an. So könnten beispielsweise die Kosten für die EDV-Abteilung von 75 auf 25 Millionen Mark gesenkt werden.

Grundig werde nicht nur Fernseher produzieren, sondern vor allem im Bereich Multimedia und Digital-TV neue Geräte entwickeln. Der Rosenheimer Antennenhersteller Kathrein, der das Konsortium mit mehreren Banken und Versicherungen anführt, wird mit einer Sperrminorität von mindestens 25 Prozent an der Grundig AG beteiligt sein. Die Firmengruppe Kathrein macht nach eigenen Angaben mit 3.100 Mitarbeitern 900 Millionen Mark Umsatz. Für das laufende Jahr wird noch ein Verlust von 120 Millionen Mark erwartet. Schon für 1998 strebt das Unternehmen an, keine Verluste mehr zu machen, um ab 99 schwarze Zahlen zu schreiben.

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