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Safer Jazz

■ Ben Sidran, Clementine und Jimi B. spielen heute im KITO

Etwas von allem, rühr rühr – und wir haben Curry gemacht. Was in Indien klappt, funktioniert auch in den „melting pots“der USA. Ein bißchen Rock, einen größeren Schuß 50er Jahre Jazz, eine Prise Pop und noch eine Idee Blues – schüttel schüttel – und heraus kommt die Musik von Ben Sidran.

Wie in der Musik, so auch im Leben. Sidran ist Sänger, ist Pianist, Songwriter, Produzent, Musikwissenschaftler und, als reiche das nicht schon für sieben Biografien, Buchautor, Fernseh- und Radiomoderator und nicht zuletzt Verfasser eines Standardwerkes zur Geschichte des Jazz, für das er noch den Doktortitel abstaubte. Es versteht sich fast von selbst, daß Ben Sidran für seinen Studienfreund Steve Miller den Rockklassiker „Space Cowboy“geschrieben hat. Daß diese Amerikaner immer so übertreiben müssen.

In den vergangenen 20 Jahren produzierte Sidran rund 20 Soloalben, spielte u.a. mit Peter Erskine, Randy Brecker, dem Stones-Drumer Charly Watts und der Steve Miller Band. So einer ist das also, der heute abend ins KITO kommt.

Aber Sidran kommt nicht allein. Bei sich führt er eine französische Elfe namens Clementine Mitz und den Gitarristen Jimi Behringer. Gemeinsam mit anderen spielten die drei im vergangenen Jahr das Album „Solita“ein, das auf Sidrans Label Go Jazz veröffentlicht wurde. Die Französin Clementine singt, wie Audrey Hepburn aussieht. Zerbrechlich, mit glasklarer Stimme, immer eine Spur zu nett, aber böse ist man ihr deshalb natürlich nicht.

Sollte sich das Trio an dem Repertoire ihrer gemeinsamen CD orientieren, kann man sich auf eine routinierte Mischung aus Folk und Pop Songs gefaßt machen, über das ein Safer Jazz-Kondom der Marke Standard gestreift wird. Ein bißchen steril, keine Ecken, wenig Kanten: Die Jazzclubatmosphäre der 50er Jahre wird beschworen. Nur daß sich damals die Musiker stilecht mit Heroin und Alkohol die Gesundheit ruinierten, während sie heute allenfalls Mentholzigaretten rauchen.

Aber in Zeiten der Krankenkassenmisere wollen wir darüber nicht klagen. Ein entspannter, fröhlich-netter Abend mit wippenden Füßen ist allemal drin. Und wer weiß, wenn man Glück hat, verstaucht man sich dabei sogar den Fuß. Wäre zumindest ein Anfang. Und falls die MusikerInnen tatsächlich mit Verhüterlis auf dem Kopf gespielt haben, erwarten wir Meldung. Sowas ist nämlich 'ne News, so wie Mann beißt Hund. zott

Heute abend 20 Uhr im KITO

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