SS-Prozeß verschoben

■ Entscheidung über Verfahren gegen ehemaligen SSler in Turin wurde vertagt

Turin (dpa/taz) – Das Turiner Militärgericht hat gestern die Eröffnung der Vorverhandlung gegen den ehemaligen SS- Hauptsturmführer Theodor Emil Saevecke (86) verschoben. Es machte dafür Verfahrensfragen geltend. Als neuer Termin wurde der 11. Dezember genannt. In der Vorverhandlung wird entschieden, ob ein ordentlicher Prozeß eröffnet wird. Erst nach dieser Entscheidung soll ein Haftbefehl ausgestellt werden. Saevecke lebt in Bad Rothenfelde bei Osnabrück. Die Staatsanwaltschaft wirft Saevecke vor, am 10. August 1944 in Mailand an der öffentlichen Erschießung von 15 Partisanen beteiligt gewesen zu sein – ein Racheakt für einen Partisanenanschlag auf einen deutschen Militärlastwagen, bei dem zwei Tage zuvor der deutsche Fahrer verletzt worden war – sechs italienische Passanten aber ums Leben gekommen waren.

Nach italienischem Militärrecht kann Saevecke zu lebenslanger Haft verurteilt werden. Als Chef der Gestapo in Mailand während der Besatzung von Herbst 1943 bis April 1945 soll er Gefangene mißhandelt und viele von ihnen ermordet haben. Außerdem sei er an der Deportation von Juden beteiligt gewesen. Saevecke selbst hat stets bestritten, für SS und Gestapo gearbeitet zu haben. Er hatte nach dem Krieg beim Bundeskriminalamt Karriere gemacht.