Gemeinsam gegen die Arbeitslosigkeit

■ Einmalig in Deutschland: Im Wedding wollen Ämter, private Unternehmen und freie Träger gemeinsam Arbeitsplätze schaffen

Das Projekt ist einmalig in Deutschland: Im Bezirk Wedding wollen in Zukunft öffentliche Institutionen, private Unternehmen und freie Träger Hand in Hand arbeiten, um Beschäftigungsmöglichkeiten für Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger zu schaffen und die Lebensbedingungen im Kiez zu verbessern.

„Ausschlaggebend für die Gründung“, sagt Willy Achter, Gründungsmitglied vom „Kommunalen Forum Wedding“, war die zunehmende Konzentration von Armut und Gewalt in diesem Bezirk. Im Wedding, der Inbegriff des Arbeiterbezirks mit Großbetrieben der Metall-und Elektroindustrie und großen Altbaubeständen, macht sich die Abwanderung von Großbetrieben wie AEG, OSRAM oder Siemens-Nixdorf besonders bemerkbar. So gingen zwischen 1970 und 1987 ein Viertel der Arbeitsplätze verloren. Die Zahl der 1997 registrierten Erwerbslosen wird mit 16.000 (20 Prozent), die der auf Sozialhilfe Angewiesenen mit 13.000 angegeben. Für die Mitglieder der „Lokalen Partnerschaft Wedding“ war deshalb klar, daß ein auf einzelne Ressorts beschränktes Handeln diesem Problem nichts entgegenzusetzen hat – zumal alle Partner, egal ob freie Träger, Bezirksamt oder private Investoren wie die Wohnungsbaugesellschaften Gesobau und DEGEWO, sich dem Sparzwang beugen müssen. Sollen also Ziele wie die Förderung des lokalen Gewerbes, die Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten in Dienstleistungsbereichen, eine Wohnumfeldverbesserung und die damit verbundene dauerhafte Beschäftigung von Erwerbslosen erreicht werden, müssen die einzelnen Ressorts untereinander kooperieren.

Erstes Projekt dieser lokalen Partnerschaft ist der Aufbau eines Stadtteilbetriebes im sogenannten Sprengelkiez. Nach Vorbild der französischen „Régies des Quartier“ übernehmen diese als GmbH fungierenden Betriebe kleinere Aufträge in den Bezirken. Erwerbslose, denen damit nicht nur kurzfristige Qualifizierungsmaßnahmen geboten werden, können zum Beispiel bei kleineren Hausmeisterarbeiten, Seniorenbetreuung, Grünanlagenpflege oder Parkhausbewirtschaftung eingesetzt werden. „Das Prinzip, was dahinter steckt“, sagt Projektsprecher Achter, „heißt Kooperation.“ Bekommt also der Stadtteilbetrieb einen Auftrag, der für ihn zu groß ist, gibt er ihn an einen größeren Partner im lokalen Gewerbe ab. Im Gegenzug reicht dieser ihm kleinere Aufträge zu, die sich für den Großbetrieb nicht rentieren. In Frankreich oder den Niederlanden ließ diese Stratgie florierende Dienstleistungsunternehmen entstehen.

Finanziert werden sollen die Stadtteilbetriebe anfangs durch EU-Gelder und das Bezirksamt. Nach Abschluß der Qualifizierungsmaßnahmen sollen sich die kleinen Unternehmen selbst tragen und wenn möglich einen Gewinn erwirtschaften. Damit sollen weitere Projekte finanziert werden. Alexander Eschment