Preiswürdige Stauplanung

■ Die Bremer Landesbank belohnt in ihrem Unternehmenswettbewerb „Erfolgskonzepte“zwei Elektronikfirmen, die die Transportwege verkürzen

„...auf innovative Beine stellen, um Flexibilität zu garantieren.“

Nur mit Mühe kann das Publikum der Rede von Stefan Huntemann in der Bremer Handelskammer folgen – ob der flüsternden Bewunderung für seine feinen Beinkleider. Ist aber auch nicht so wichtig, wem der Gewinner des diesjährigen Innovationspreises der Bremer Landesbank in seiner Stegreifrede Beine machen will. Wichtig sind nur die „innovativen Beine“selber.

Dafür nämlich hat der smarte 30jährige gestern 25.000 Mark Preisgelder gewonnen: Für die Entwicklung einer schnelleren und effektiveren Verpackung von Transportgütern in seinem Harpstedter Unternehmen „Logiplan“. Zum 10. Mal hatte die Bremer Landesbank ihren Unternehmenswettbewerb „Erfolgskonzepte“ausgeschrieben – und 25 Unternehmen hatten sich beworben. Doch der Jury um Harald Matys von der Bremer Wirtschaftsförderungsgesellschaft erschienen in diesem Jahr eigentlich nur zwei Kandidaten besonders preiswürdig. So teilten Huntermann und sein Mitgesellschafter Frank Stelter sich den ersten Preis mit dem Duo Hubert Bischoff/Hans Robert Gath von der Firma „megatel“.

Die verkaufen, von fern betrachtet, eigentlich auch nichts anderes als „Logiplan“: eben Informationssysteme, die die Transportwege ein bißchen kürzer machen. Doch während sich Huntemann und Stelter „Stauplanung“für Lagerraum und Schiffscontainer machen, vermarktet Hubert Bischoff in seinem Bremer Betrieb Landkarten auf CD-Rom. Mögen sich diese im Rucksack des Istanbul-Touristen auf Dauer auch als unpraktisch erweisen, so soll ihr Vorteil eher im Hausgebrauch liegen: Mit den geografischen Suchmaschinen könne man, so der 46jährige Geograph, beispielsweise Montag morgens den nächstgelegenen Bäcker finden. Das lustige Lachen, das darob hier zu hören war, entlockte Bischoff später noch ein weiteres Beispiel: Abnehmer seiner Karten seien nicht zuletzt Banken und Versicherungen. Die finden mit seinen Suchmaschinen nach einem Autounfall schneller als zuvor den nächsten Abschleppwagen – und beim Wasserrohrbruch den Handwerker: „Was man als Versicherung da an Geld spart, können Sie sich denken.“

Fragt sich nur noch, wie man selber einmal preisgekrönter Innovator werden könnte. Doch leider, die Biographien der zwei Preisträger sagen dazu nur: 'So, aber vielleicht auch anders'. Während Huntemann und Stelter als Kaufleute mit draufgesetzer Ausbildung als „Wirtschaftsingenieure“straight und gemeinsam ihren Weg ganz nach oben machten („Wir sind in unserem Marktsegment heute in Deutschland führend“), sind Bischoff und Gath klassische Seiteneinsteiger. Der eine Physiker und Geograph, der andere Bibliothekar und „Online“-Dilettant, wurden knapp 40jährig von Wolfgang Schmidt, dem Technologie-Referenten beim Wirtschaftssenat ins Risiko „Unternehmensgründ-ung“gedrängt. Und einen Fast-Konkurs im Zuge der Klöckner-Pleite haben sie auch schon hinter sich. Gemeinsam ist den Preisträgern eigentlich nur eines: die Computerisierungdes Transportwesens. Und letzlich natürlich der Erfolg. Denn ohne den, gibt's auch kein Geld. Belohnt wird von der Bremer Landesbank nur, wer sich auf dem Markt mit seinem Produkt schon durchgesetzt hat. ritz