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Der Ball ist rund wie in Kasachstan

■ Landessportbund erhält Preis für Integration von Aussiedlern

Eigentlich trainieren sie in der Tennishalle des TV Grambke. „Aber die ist heute kaputt“, entschuldigt sich Trainer Nicolai Jarvoja. Deshalb kicken seine Jungs auf der reifbedeckten Wiese. Den neun Kindern und jugendlichen Spätaussiedlern macht das nichts - sie schnappen sich den Ball und bolzen auf's Tor.

Wenn Trainer Jarova mit dem Aufwärmtraining beginnen will, fallen oft russische Kommandos, denn die meisten der jungen Fußballer kommen wie er aus Kasachstan. Beim Training setzt sich dann doch wieder die deutsche Sprache durch, damit auch der 10jährige Drazan aus Kroatien versteht, wo der Ball langläuft. „Beim Spielen mit Kindern lernt sich die Sprache leichter“, findet der Trainer – und was für ihn gilt, gilt für den Rest der Mannschaft erst recht.

Damit ist ein wichtiges Ziel des Projekts „Sport mit Aussiedlern“erreicht. Der Landessportbund wurde jetzt für dieses Projekt von Senatorin Tine Wischer mit einer Silberplakette honoriert – als Gewinner des 3. Bundeswettbewerbs für „Vorbildliche Integration von Aussiedlern in der Bundesrepublik Deutschland“. Ebenfalls ausgezeichnet wurde der Vertriebenenfunktionär Heinz Lummer und der Verein „Sport-Freizeit-Leherheide“aus Bremerhaven.

Integration in Grambke heißt, daß die Jungs bei einem Fußballturnier gegen die Mannschaft aus Huchting antreten oder sich auf dem Schützenfest treffen. „Wir wollen mit Deutschen zusammen- sein“, bringt der 15jährige Anatoli seine Vorstellung von Integration auf den Punkt. Sergei wollte sogar sofort in einen Bremer Verein eintreten. „Aber das war zu teuer“, sagt er verlegen. Er war froh, daß das Kicken bei dem Projekt „Sport mit Aussiedlern“erstmal umsonst ist, erst im zweiten Jahr werden Beiträge von fünf Mark im Monat fällig. 60.000 Mark aus Bonn bekommt der Landessportbund Bremen für das Integrationsprojekt. „Natürlich gibt es bei uns nicht nur Fußball“, versichert die Landeskoordinatorin Sofia Czerska-Busch, „die Mädchen bevorzugen Jazz-Dance“. Insgesamt finden jede Woche etwa 30 Sportstunden in verschiedenen Stadtteilen statt. Eigentlich soll mit dem Projekt auch erwachsenen Aussiedlern die Integration erleichtert werden. „Die denken: erst die Kinder und dann wir“, so Czerska-Busch. Deshalb sind 90 Prozent der 320 TeilnehmerInnen in Bremen Kinder und Jugendliche. Kirsten Hartje

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