■ Kommentar: Der wunde Punkt
Er hatte den Vertrag mit dem Senat als erster der Uni-Chefs unterschrieben – jetzt ist er der erste, der ihn wieder in Frage stellt. Damals hatte HU-Präsident Hans Meyer argumentiert, eine Rücknahme der Kürzungen sei ohnehin nicht zu erreichen, die Vereinbarung garantiere wenigstens, daß es nicht noch schlimmer komme. Die Uni solle die Politiker, wenn sie schon nicht zahlen, auch nichts entscheiden lassen.
Daß jetzt ausgerechnet Meyer Nachbesserungen fordert, hat einen ganz simplen Grund: Die Unis können die geforderten Einsparungen gar nicht leisten, weil die Politiker ihnen gleichzeitig Altlasten aufbürden. Berlin ist das einzige Bundesland, in dem die Unis ihre Pensionslasten selbst tragen müssen. Außerdem ignoriert der Senat beharrlich, daß gestrichene Stellen nicht sofort frei werden. Meyer fordert eigentlich eine Selbstverständlichkeit: Das Land muß den Unis wenigstens die Mittel bereitstellen, mit denen sie das noch vorhandene Personal bezahlen können. Es mutet den Unis eine Geschwindigkeit beim Personalabbau zu, die nur durch die Entlassung von Professoren und Verwaltungsangestellten zu erreichen wäre. Weil davor aber auch die Politik zurückschreckt, müssen die Unis an Büchern und an den befristeten Stellen für Hiwis wie Assisten sparen. Also an den Posten, die für die Lehre am wichtigsten sind. An diesen Kürzungen hat sich der studentische Protest vor allem entzündet. Mit seiner Forderung hat Meyer den wunden Punkt der Hochschulpolitik getroffen. Ralph Bollmann
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