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Hitlers willige Banker

■ Haben auch deutsche Geldinstitute von jüdischem Gold profitiert?

Im hiesigen öffentlichen Urteil über Hitlers willige Banker in der Schweiz ist deutlich ein befreites Aufatmen mitzuhören. So auch anläßlich des Beginns der Londoner Raubgold-Konferenz. Dieser Entlastungseffekt ist jetzt jäh dahin. Nach Auswertung der in Wien gefundenen Mikrofilme scheint festzustehen, daß die Reichsbank auch zwei deutsche Geschäftsbanken, die Dresdner und die Deutsche Bank, mit Gold beliefert hat, das aus „nicht-monetären“ Quellen, sprich aus geraubtem jüdischen Vermögen stammte. Nach Meinung des Jüdischen Weltkongresses haben beide Banken das Gold „anonymisiert“ und auf den Schweizer Markt geworfen. Beide Banken erklären auf Anfrage, den historischen Sachverhalt aus dem Stand nicht aufklären zu können. Aber selbstverständlich seien sie bereit, nachforschen zu lassen. Darüber hinaus verweist die Dresdner Bank darauf, daß sie eine unabhängige Forschungsinstitution beauftragt hat, die Bankakten der Kriegs- und Nachkriegszeit zu sichten. Sehr lobenswert – aber kommt dieser Eifer nicht etwas spät? Und entspringt er wirklich dem Bedürfnis der „Nachgeborenen“, die ganze historische Wahrheit zu erfahren?

Über die damaligen Goldgeschäfte der Großbanken und die Motive derer, die sie tätigten, wird sicher schwierig zu urteilen sein. Man bedenke nur die lückenhafte Aktenlage. Aber Mißtrauen gegenüber der Gutgläubigkeit der Manager ist angebracht. Zu intim war ihre Kenntnis der Raub- und Beschlagnahmepraxis, zu tief waren sie selbst in Finanztransaktionen in den besetzten Gebieten verwickelt.

Die Offenheit der deutschen Archive, zumal des Bundesarchivs, war nicht (nur) Resultat einer Katharsis. Sie verdankte sich auch der Tatsache, daß die deutsche Archivpolitik von der internationalen Öffentlichkeit wachsam beäugt wurde. Wo dieser Anfangsdruck fehlte, z.B. bei Firmenarchiven, blieben die Akten geschlossen oder wurden, rühmliche Ausnahmen eingestanden, nur vertrauenswürdigen Wissenschaftlern geöffnet. Der Jubiläumsband anläßlich des 125jährigen Bestehens der Deutschen Bank liefert hierfür ein anschauliches Beispiel. Schon aus Gründen der Imagepflege täten beide Banken gut daran, frühzeitig in den neuen Londoner Holocaust-Fonds einzuzahlen. Aber daraus wird nichts. Ein solcher Schritt könnte ja – horribile dictu! – mit einem Schuldeingeständnis verwechselt werden. Christian Semler

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