Durchs Dröhnland
: Frisch auf den Tisch

■ Die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Auf eins kann man sich verlassen: Bis zum Jüngsten Tag werden sich immer wieder drei Jungmänner finden, die eine Gitarrenband aufmachen und möglichst viel Lärm mit möglichst netten Melodien zu verbinden versuchen. Auch China Drum stehen in dieser gewaltigen Tradition, haben allerdings eindeutig Probleme mit den etwas schnelleren Stücken, die nur Pop wollen, aber irgendwie nicht können. Die letzte Single der Engländer, die Midtempo-Nummer „Somewhere Else“, ist allerdings recht hübsch geraten mit ihrem leicht pathetischen Hang zum überbordenden Gefühl.

5.12., 22 Uhr, Knaack, Greifswalder Straße 224

Festes Element bei Suns of Arqa, jenem Projekt um das Label Arka Sound aus Manchester, scheint allein Michael Wadada zu sein, und selbst dessen Sitar gibt es nicht immer zu hören. Ansonsten wird der Fundus der Weltmusik, wenn auch mit Schwerpunkt auf Indien, mal im Dub-Prinzip, was bei einem Gastmusikus wie Adrian Sherwood kaum verwundert, oder auch gleich ohne Rhythmus umgesetzt. Wer immer als Musiker mitgetan hat im Laufe der Jahre, ob nun Sherwood, Gerald Simpson, der sonst unter A Guy Called Gerald firmiert, oder Prince Far-I, immer haben sie nicht unwesentlich das jeweilige Produkt bestimmt. Denn der Sound der Suns of Arqa bietet kaum mehr als einen Schleier, der sich sanft über andere Vorgaben legen kann, ob es asiatische, afrikanische oder keltische Harmonien sind, ob es Trance oder Reggae ist. Das Ergebnis klingt dann wahrscheinlich notgedrungen manchmal so beliebig wie die Hallenbeschallung einer New-Age-Messe.

7.12., 21 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176

Die diesjährige Wohlfühlgeschichte haben Bell Book & Candle mit ihrem Überraschungshit „Rescue Me“ geschrieben. Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch, da freute sich der Quotenbeauftragte von Viva. Eine Single genügte, und aus drei nicht mehr ganz jungen Semestern wurde das heißeste neue Ding, das Berlin zu bieten hat. Im Anschluß an den Auftritt in ihrer Heimatstadt gibt es die erste goldene Schallplatte überreicht, und Sheryl Crow hat zuletzt nicht nur James Bond einen Song geschrieben, sondern auch Bell Book & Candle. Den haucht Jana Groß gekonnt verführerisch wie üblich, durchsetzt mit diesen Kicksern, die auch schon aus dem Durchschnittsmonotoniesong „Rescue Me“ einen Ohrwurm gemacht haben. Der Hit ist allerdings eher mißverständlich, weil zu poppig, während das restliche Material eher zwischen Gitarrengeklimper und Meeresrauschen dahertröpfelt.

9.12., Kulturbrauerei, Knaackstraße 97

Knapp vierzig Platten später ist Jad Fair immer noch dabei. Man hätte nicht unbedingt erwartet, daß er und seine Half Japanese noch etwas wesentlich Neues zu ihrem Universum aus lustigen kleinen Melodien und bratzigen Gitarren hinzufügen würden. Nun aber haben sie ihr Schrammelarsenal um 70er- Jahre-Rockgegniedel erweitert, was allerdings nicht viel ändert. Irgendwie können sie immer noch nicht spielen, immer noch lieben sie den Trash, immer noch tun sie so, als müßte man nur fest genug daran glauben, dann würde man schon nicht älter und bliebe ebenso naiv wie kurz vor der Pubertät. Das ist an sich ja ein wunderschöner Ansatz, nur leider hat er die letzten Jahre nicht allzugut überstanden.

9.12., 21 Uhr, Knaack

Storemage schafften mit ihren kleinen, psychedelischen Songs nie so recht den Durchbruch. Dafür mußten sie immer im Vorprogramm von Fury in The Slaughterhouse spielen. Dieses Schicksal ereilte Sänger Andreas Kürschner dann auch bei seinen ersten Soloschritten unter seinem Spitznamen Kürsche. Nur nutzte er die massenhafte Chance überaus erfolgreich, ist nun schon mit eigener Platte unterwegs auf Tingeltour, und die alte Storemage-Nummer „More and More“ findet sich plötzlich als Single ausgekoppelt wieder. Und die Strickmütze, das Markenzeichen des Mannes aus Hannover, ist der Merchandising-Renner. Anhören tun sich Kürsche und seine akustische Gitarre des öfteren wie R.E.M., was viel an seiner Stimme liegt, aber auch an der eher gemählichen Melodieführung. Kürsches Minimal-Pop ist zwar herrlich unaufgeregt, aber schrammt deshalb auch nur knapp an der Langeweile vorbei.

10.12., 20 Uhr, im Foyer der Arena, Eichenstraße 4

Solide genannt zu werden, dürfte den echten Bluesrocker freuen, weshalb Jeff Mezzrow zufrieden sein dürfte, denn das Qualitätsmerkmal bekommt seine Band Mezz allemal verpaßt. Über musikalisch Interessantes reden wir ein andermal.

11.12., 22 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Eintritt frei

Eine komische Karriere hat der Mann hinter sich. Seinen ersten Hit „Rip It Up“ hatte Edwyn Collins im Jahre 1983 mit einer Band, die Orange Juice hieß und von vielen Menschen noch heute herzhaft verehrt wird. Der nächste hieß „A Girl Like You“ und kam 1995. Und so, wie es heute aussieht, wird Collins diesmal wohl länger als nur elf Jahre warten müssen, bis ihm so was noch mal passiert. Was ihn wohl nicht kümmern dürfte, denn schon mit Orange Juice ging er so erfolgreich auf in der regnerischen Tristesse seiner schottischen Heimat, daß richtiger Erfolg da nur störend wirken würde. Und auf seinem letzten Album „I'm Not Following You“ finden sich zwar überraschend viele Dance- Beats, aber es fehlt ein Zufallshit wie „A Girl Like You“, während er wieder mal nicht spart an zynischen Kommentaren zur Lage Britanniens im allgemeinen und des Britpops im besonderen.

11.12., 21 Uhr, Pfefferberg Thomas Winkler