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■ VorschlagDesigner-Mode zum halben Preis – Anproben im Dock 11

Der Schlußverkauf muß eine Erfindung der Berliner sein: Das Modebewußtsein steigt, wenn der Einkaufspreis der Klamotten sinkt. Und viele hier ansässige Designer können sich demnach über einen reißenden Absatz in Tokio freuen, während die Berliner Kundschaft im Zweifelsfall doch lieber zu Woolworth geht. Doch Thomas Mrotzek und Ralf Hensellek, die seit über vier Jahren unter dem Mode-Label Thatchers arbeiten, hatten da schließlich eine umsatzsteigernde Idee: eine Ausverkaufsparty vergangener Kollektionen mit fairen, oft sogar halben Preisen.

Bei ihrer ersten Salesparty vor über einem Jahr ging das Konzept auf: Die Gäste freuten sich über ihre Schnäppchen, die Designer schafften sich nicht nur Luft in den Schränken, sondern auch Platz in den Köpfen für neue Ideen. „Bei uns allen staut sich schließlich 'ne Menge Zeug in den Magazinen“, erklärt Thomas Mrotzek. Und in Berlin, wo das Interesse an Mode nicht so stark ausgeprägt ist wie in anderen Städten, „muß man die Leute eben auf eine besondere Art dazu anregen, sich was Witziges zuzulegen“. Doch wenn der inspirierte Modemacher in diesem Zusammenhang das Attribut „witzig“ gebraucht, geht es ihm kaum um ausgefallenen Schnickschnack. „Dress with discipline“, so lautete nämlich nicht nur die Devise der Thatchers, sondern auch der offizielle Titel der Wühltischparty. „Sich zu kleiden hat tatsächlich auch etwas mit Disziplin zu tun.“

Heute werden mehr als 20 Designer mit ihren vergangenen Kollektionen erwartet. Das ein oder andere Stück dürfte dabei für teures Geld in den Designer-Läden Wicked Garden oder dem Kostümhaus gehangen haben oder ist gar über den Laufsteg der letzten AVE spaziert. Jörg Pfefferkorn empfiehlt zum Beispiel seine nicht ganz unauffällige Recyclingmethode für Männer, Frauen und Männer, die Frauen sein möchten. Ferner gibt es Couture von Arian Eack, Streetwear von Eisdieler und Linda Harper, geradezu phantastische Hut-up-Kreationen, flotte Männerbekleidung für jede Gelegenheit aus dem Hause Respectmen, novembergraue Gemütlichkeitskleidung von NIX, unangepaßt erotische Fishbelly-Kreationen für drüber und drunter... „Wir haben die Designer nicht danach ausgesucht, ob sie eine bestimmte Richtung vertreten“, meint Mrotzek, „uns geht es vielmehr um den Querschnitt durch die gesamte Berliner Szene.“ Kirsten Niemann

6.12., 12–22 Uhr im Dock 11, Kastanienallee 79, Prenzlauer Berg

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