: Süd-Korea trotz IWF-Hilfe weiter am Strampeln
■ Die erste Rate der 57-Milliarden-Dollar-Kredite ist da. Diebe profitieren von der Finanzkrise
Seoul (rtr/dpa/AFP) – Süd-Korea hat am Samstag die erste Zahlung aus dem Hilfspaket des Internationalen Währungsfonds (IWF) erhalten. Es seien 5,22 Milliarden Dollar (rund 9,3 Milliarden Mark) eingegangen, teilte die Bank von Korea in Seoul mit. Am Montag werde eine weitere Zahlung von 344 Millionen Dollar folgen. Insgesamt haben IWF, Weltbank, die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) und verschiedene Industriestaaten Süd-Korea 57 Milliarden Dollar zur Abwehr der Finanzkrise des Landes zugesagt.
Das Geld ist auch dringend nötig: Am Samstag hat sich mit der Halla-Gruppe ein weiterer angeschlagener Industriekonzern, der zwölftgrößte des Landes, für zahlungsunfähig erklärt. Die Schulden des im Bauwesen sowie Maschinen- und Schiffbau tätigen Konzerns in Höhe von 6,4 Billionen Won (etwa 10 Milliarden Mark) entsprächen etwa dem Umfang seiner Vermögenswerte, berichtete die Zeitung Korea Times am Sonntag. Halla ist bereits der sechste unter Süd-Koreas 30 größten Konglomeraten, die seit Jahresbeginn zahlungsunfähig geworden sind. Sie expandierten meist zu schnell und auf Pump.
In Seoul versammelten sich Demonstranten, die von der Regierung Schritte gegen drohende Massenentlassungen forderten. Finanzexperten erwarten, daß die Auflagen des IWF zu einer Reihe von Firmenpleiten führen werden. Süd-Korea muß sich als Gegenleistung für den Multimilliardenkredit einschneidenden Wirtschaftsreformen unterziehen und das Wachstum begrenzen.
Fette Beute wirft die Finanzkrise anscheinend für Diebe ab. Laut Korea Times finden Einbrecher in wohlhabenden Gegenden derzeit außergewöhnlich große Bargeldbeträge in ausländischer Währung, die reiche Koreaner lieber zu Hause horten, als sie einer Bank anzuvertrauen.
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