■ Vorschlag
: Auf Sendung: Astrid Albers und Jürgen Sage im KunstRaum Wedding

Die Idee geht eigentlich auf das Jahr 1980 zurück. Damals stellte das Künstlerpaar Astrid Albers und Jürgen Sage eine Art Tagebuch her – einzelne kleine Blätter, auf denen sie jeden Tag mit einem Skript und Zeichnungen kommentierten. Jahre später führte Jürgen Sage die Arbeit allein weiter und faßte die einzelnen Blätter in schmale lange Streifen zusammen: „Filmissimi – die besten Filme“, so der Titel des Ergebnisses. Die gemeinsame Ausstellung im KunstRaum Wedding – ein Spitzenraum nebenbei bemerkt, ebenerdig, mit vielleicht fünf Meter hohen Decken und Splitlevel – heißt „Auf Sendung“. Damit ist die Richtung vorgegeben.

Die Bildgruppe „21 Bildschirme“ zum Beispiel meint 21 im Block gehängte Einzelarbeiten, in denen sich Texte, Zeichen und Zeichnungen in immer neuen Variationen wiederholen. Durch die Gleichzeitigkeit, mit der Informationen zu einem Thema in unterschiedlichen Medien präsentiert werden, wird die Komplexität aufgezeigt und die Möglichkeit geschaffen, an verschiedenen Realitäten teilzunehmen. Bei den „Monitoren“ handelt es sich um 100x50 große Monotypien, einmalige Abdrucke bemalter Platten, die in einem weiteren Arbeitsschritt der Breite nach in Streifen geschnitten und neu zusammengesetzt wurden. Wie alle Arbeiten im KunstRaum changieren die Farbtöne zwischen Schwarz und Weiß. Die gleichzeitig laufenden „Monitore“ lassen sich kreuz und quer lesen und zugleich als Ganzes sehen. Die „Spielfilme“ dagegen, fünf hohe Längstafeln, bestehen aus zahlreichen aneinandergereihten Querstreifen mit abstraktem und halbabstraktem Inhalt. Sie erzählen ihre „Geschichte“ von oben nach unten. Berge, Landschaften – oder was immer man sehen will – ballen sich zusammen und verflüchtigen sich wieder. Auch hier umkreist die Formensprache in immer neuen Variationen ein bestimmtes Thema.

„Auf Sendung“ ist ein Gemeinschaftsprojekt (das in Zusammenarbeit mit den Galerien Giesler und Nothelfer entstanden ist) – nicht nur weil Astrid Albers und Jürgen Sage gemeinsam Bilder zeigen, sondern weil sie überhaupt auf den Autorenanspruch verzichten. Damit treten Albers und Sage nach fast zwei Jahrzehnten erstmals wieder als Künstlerpaar in der Öffentlichkeit auf, mit einem Projekt, das sie vor etwa zwei Jahren begonnen haben. Daß sie die Bilder tatsächlich gemeinsam malten und weiterbearbeiteten – und dies in einer Art Frage-und-Antwort-Spiel, aber nach genauen Regeln – hebt sie aus der gängigen Praxis kollektiver Arbeit heraus. Denn künstlerische Koproduktion ist zwar nichts Ungewöhnliches, fast immer wird jedoch eine bestimmte Arbeitsteilung – künstlerisch, konzeptuell oder organisatorisch – nach außen hin deutlich. Für Astrid Albers geht es im Duo aber vor allem viel schneller. Cornelia Gerner

Bis 18.12., Di–Fr 17.00–21.00 Uhr, KunstRaum Wedding, Lindower Str. 18.