: Zoff um die Frequenz
■ Nürnbergs Radio Z wird zehn Jahre alt - und muß derzeit um seine Reichweite bangen
Nürnberg (taz) – Allen Angriffen von CSU und Kirche haben sie beharrlich getrotzt – nun können sie feiern. Der nichtkommerzielle Nürnberger Sender Radio Z begeht seinen zehnten Geburtstag. Doch die Feststimmung ist getrübt. Der französische NRJ-Konzern will mit seinem Radio Energy die ganze Frequenz 95,8 MHz für sich alleine haben und den Alternativsender verdrängen.
Mit einem „alternativen Beitrag“ zum Nürnberger Christkindlesmarkt ging Radio Z im Dezember 1987 erstmals auf Sendung. Damals waren es drei Stunden täglich, heute sind es acht. Knapp 1.800 Mitglieder halten dem Projekt die Stange, 160 zumeist ehrenamtliche Mitarbeiter produzieren die Sendungen. Doch schon den Sendestart mußte sich das Mitgliederradio mit dem Slogan „Radio Z – Aus Verzweiflung gut“ über die Gerichte erstreiten. Bereits damals witterten CSU und Klerus religiöse Verunglimpfungen und insbesondere bei einem von Homosexuellen gemachten Programmteil „schwere Jugendgefährdung“. Immer wieder wurde der Sender in der Folge vom Medienrat der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) ermahnt, bekam die Zuschüsse gestrichen oder den Lizenzentzug angedroht.
Doch nicht jeder ärgerte sich über den Sender, der sich vor allem mit seinen Spartenprogrammen für Senioren, Ausländer, Punks und Behinderte einen Namen gemacht hat. Z erhielt nicht nur den Frauenförderpreis der Stadt Nürnberg, selbst die BLM zeichnete eine Z-Kolportage über die berauschende Wirkung von Weihrauch aus. Immer wieder lobte BLM- Chef Wolf Dieter Ring den Sender wegen seines (im Vergleich zum Dudelfunk anderer Radios) großen Wortanteils. Gestern erhielt Z in einer Feierstunde das mit 10.000 Mark dotierte Stipendium des Kulturförderpreises der Stadt Nürnberg.
Doch trotz der vielen Auszeichnungen ist der nächste Ärger vorprogrammiert. Ende 1998 laufen die Anbieterverträge aus, die Sendelizenzen und die Frequenzen müssen neu verhandelt werden. Bislang teilt sich Z die Frequenz mit Energy. Der französische Energy-Eigner NRJ, der europaweit 250 Stationen betreibt, macht keinen Hehl daraus, daß man die ganze Frequenz will. Z müßte dann auf eine neue Frequenz mit einer wesentlich geringeren Reichweite ausweichen. In einem internen Schreiben hat Energy denn auch seine Angestellten aufgefordert, das Programm von Z auf Fehler und Verstöße gegen das Medienrecht hin abzuhören.
Die Radio-Z-Vereinsvorsitzende Kiki Schmidt wertet diesen Schritt als Versuch, „mit allem Mitteln Munition“ für das Frequenzgerangel zu sammeln. „Wir wollen keinen Zoff, aber auf unserer Frequenz bleiben“, lautet ihre Devise. Bernd Siegler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen