piwik no script img

Jetzt oder Anarchie

■ Studis mischen Bürgerschaft auf. CDU: Die fordern sowieso nur Geld

Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) lobte während der Aktuellen Stunde zum „Protest der Studentinnen und Studenten“gerade den rot-grünen Koalitionsvertrag, als die Bürgerschaft der Anarchie anheim fiel. In einem Ablenkungsmannöver machten sich Studierende auf der einen Seite der BesucherInnenlogen zunächst daran, Flugbätter ins Parlament zu werfen und Transparente zu entrollen – alles strengstens verboten.

Als die Rathausdiener und Sicherheitskräfte damit beschäftigt waren, diesen bösen Regelverstoß zu unterbinden, schickten sich auf der anderen Seite zwei Studis an zu zeigen, was sie an der Kletterwand der Uni gelernt haben. Geschwind wurden Abseilgerätschaften an der Brüstung befestigt, und ehe die verdutzten Hüter des parlamentarischen Friedens sich versahen, schwebten die beiden in den Plenarsaal herab. „Lasst die Bildung nicht hängen“, stand auf dem Spruchband, das sie auf halber Höhe zeigten.

Derweil war nicht nur die Debatte, sondern auch der grünen Bürgerschafts-Vizepräsidentin Sonja Deuter die Situation entglitten. So ein Chaos hatte es nicht mehr gegeben, seit vor gut zehn Jahren anläßlich von Entlassungen auf der HDW-Werft Eier durch die Bürgerschaft geflogen waren. Deuter rief nach der Polizei, doch CDU-Sicherheitsexperte Karl-Heinz Ehlers war schneller. Höchstselbst entriß er den noch halb hängenden Studis ihr Transparent und warf es Senatorin Sager auf die Regierungsbank. Für die Protestler wird die Aktion Anzeigen nach sich ziehen.

In der Diskussion selbst warf die CDU den Studierenden vor, lediglich Geld zu fordern. Überhaupt gebe es zu viele junge Leute mit Abitur und zu wenig Leistungswillen, so Roland Salchow. Sager lehnte jedoch ein „verschultes Pauksystem“als nicht konkurrenzfähig ab. GAL-Vizefraktionschef Martin Schmidt räumte indes ein, daß „erst der Geldmangel an den Hochschulen die notwendigen Reformen anschiebt“. Silke Mertins

Foto: Reuter

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen