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Charles Barkley ruft zum Boykott auf

■ NBA-Profis agitieren gegen die lange Sperre für Latrell Sprewell

Berlin (taz) – Als NBA-Profi Latrell Sprewell am Dienstag zum ersten Mal, seit die Liga eine einjährige Sperre gegen ihn verhängt hatte, vor die Kameras trat, hatte er sich nicht nur mit O.J.-Simpson- Anwalt Johnny Cochran jr. verstärkt, sondern auch Ex-Kollegen von den Golden State Warriors um sich geschart. Hinter dem 27jährigen, der seinen Coach P.J. Carlesimo gewürgt hatte, standen Joe Smith, Muggsy Bogues, Brian Shaw, und sogar Robert Horry von den Lakers, der mit Sprewell auf dem College in Alabama gespielt hatte, war aus Los Angeles nach Oakland geeilt.

Die größte Unterstützung erhielt der achtbeste Scorer der NBA, dessen 24-Millionen-Dollar- Vertrag die Warriors gekündigt hatten, aber von Charles Barkley. „Latrell hatte unrecht“, ließ dieser aus Houston wissen, die Strafe sei jedoch zu hart, weil sie in Wahrheit zwei Jahre umfasse. Da Sprewell bis zum 3. Dezember 1998 nicht unter Vertrag genommen werden dürfe, die Klubs ihre Teams aber im Sommer zusammenstellen, hätte er kaum eine Chance, zu akzeptablen Bedingungen in der NBA unterzukommen. Sollte die Sperre nicht verkürzt werden, will Barkley einen Boykott des All- Star-Games im Februar in New York oder sogar der Weltmeisterschaft in Griechenland organisieren. „Ich habe mit etlichen Spielern gesprochen, und ich glaube, daß ich große Unterstützung für einen Boykott hätte“, erklärte Barkley und machte deutlich, daß er die Sache auch als Machtkampf mit den NBA-Bossen betrachtet: „Schließlich wird die Liga von den Stars getragen. Das ist eine Gelegenheit, Position zu beziehen.“

Sprewell beantwortete auf Anraten seiner Anwälte keine Fragen, entschuldigte sich aber umfassend bei Carlesimo. Gleichzeitig beschwerte er sich, daß ihm die NBA keine Gelegenheit gegeben habe, Stellung zu beziehen: „Niemand wollte hören, was ich zu sagen habe.“ Anwalt Cochran jr. ließ keinen Zweifel daran, daß genau hier seine Strategie bei der Klage gegen die längste Sperre der NBA- Geschichte ansetzt: „So etwas ist nicht amerikanische Art.“ Matti

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