Yuppies ohne Contenance

■ „Klassen Feind“ von Nigel Williams im Theater in der Basilika

Blankenese goes Steilshoop. Dieses Eindrucks konnte man sich während der Vorführung des Nigel- Williams-Stückes Klassen Feind im Theater in der Basilika nicht erwehren.

Die 10A – „A wie Arsch“ – hat ihre Lehrerin aus dem Klassenzimmer hinausterrorisiert. Nicht die erste, aber die letzte, wie es scheint. Vergeblich auf eine neue Lehrkraft wartend, beginnen die Akteure unter der Ägide ihres Anführers „Fetzer“ (gespielt von Marc Letzig), ihre Agressionen gegeneinander zu richten. Man kann nur vermuten, daß hier, eingebettet in eine Sozialstudie, eine Situation vorbereitet werden sollte, in der im freien Spiel der Psychoterrorkräfte die Nerven der Zuschauer bloßgelegt werden sollten. Aber Josef Lieck, der Regisseur des Stückes, scheint seine Milieustudien nicht über den Konsum von Spiegel-TV hinaus betrieben zu haben. So stellt sich Blankenese soziales Elend vor.

Die Darsteller agierten sauber getrennt in Losertypen verschiedener Couleur, aufgereiht in einer blitzeblanken Verliererhierarchie. Nach Art einer Jazzcombo brachten die Akteure der Reihe nach ihre Elendssoli dar. Von mangelnder Liebe und nicht eingestandener Homosexualität, von Zerstörungswut bis zum sprichwörtlichen Lehrstellenmangel handelten ihre Monologe.

In astreinem Hochdeutsch und gar zu eloquent agierte „Fetzer.“ Da half auch all das Auf-Tische-Springen nicht. Der Eindruck blieb der eines aus der Contenance geratenen Yuppies. Auch die den Dialogen beigemischte und stetig wiederkehrende Scheiße/Arsch/Fuck-Litanei vermochte nicht die Geister der Wahrhaftigkeit herbeizurufen.

Allein „Pickel“, gespielt von Tim Lee, vermochte Abgründe aufzuzeigen. Schweigend und nicht-agierend.

Petra Langemeyer